Hautkrankheiten bei Stoffwechsel-Anomalien : referat erstattet dem V. Internationalen Dermatologen-Kongress in Berlin (September, 1904) / von J. Jadassohn.

  • Jadassohn, Josef, 1863-1936.
Date:
1905
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Hautkrankheiten bei Stoffwechsel-Anomalien : referat erstattet dem V. Internationalen Dermatologen-Kongress in Berlin (September, 1904) / von J. Jadassohn. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Francis A. Countway Library of Medicine, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Francis A. Countway Library of Medicine, Harvard Medical School.

    18/144 (page 4)
    wenig sie uns auch bisher für die Feststellung und Erklärung der Stoff- wecliseldcrmatosen geleistet hat. Beim Menschen ist sie selbstverständ- lich nur in einem sehr geringen Umfang anwendbar. Beim Tier sind oft weder die artefiziell zu erzeugenden Stoffwechselerkrankungen noch die Hautkrankheiten mit dem in der menschlichen Pathologie vor- kommenden ausreichend in Analogie zu setzen. 7. Endlich kann man die Erklärung eines Hautleidens durch eine allgemeine Ernährungsstörung auf Analogieschlüsse begründen. Wenn eine andere Aetiologie nicht auffindbar ist, und wenn die Erscheinungs- form auf der Haut die Annahme einer „toxischen Einwirkung nahe legt, so kann man die letztere als „autotoxisch supponieren und muss dann nach Erkrankungen suchen, welche zur Produktion von „Auto- toxinen führen können oder diese letzteren nachweisen. — Aus der Nebeneinanderstellung dieser Kriterien geht zur Genüge hervor, wie verschieden ihr Wert an sich und je nach der Kritik ist, mit der wir sie anwenden. Je mehr die mit den einzelnen Methoden gewonnenen Resultate mit einander übereinstimmen, um so sicherer werden wir auf einen kausalen Zusammenhang einer Hautkrankheit mit einer Ernährungsstörung schliessen dürfen. — Die Dermatosen, welche auf diesen Grundlagen mit Stoffwcchsel- anomalieen in Verbindung gebracht worden sind, sind ausserordentlich zahlreich und mannigfaltig. Wir können sie im Prinzip einteilen: 1. in solche, welche ohne die betr. Ernährungsstörung über- haupt nicht vorkommen; wir wollen sie kurz als „spezifische Stoffweohsel-Dermatosen bezeichnen (2). Deren kennen wir nur sehr wenige: Gichtknoten, Ikterus, vielleicht Xanthoma diabeticorum, in gewissem Sinne Myxödem und Addison. Und 2. das ganze grosse Heer der mit Stoffwechselanomalien in Zusammenhang ge- brachten Dermatosen, die auch bei, so weit wir wissen, Stoff- wechsel-Gesunden vorkommen: Ekzeme, Psoriasis, Pyo- dermien etc. Diese letzteren können dann in ihrem Verlauf, in ihrem Aussehen, in ihrer therapeutischen Reaktion durch die Stoffwechsel- anomalie in mehr oder weniger charakteristischer Weise modifiziert werden oder nicht. Wenn wir fragen, in welcher Weise abnorme Ernährungs- verhältnisse im weiteren Sinne des Wortes die Haut beein- flussen können, so drängt sich uns ein modernes Wort entgegen: Autointoxikation. Es besteht jetzt vielfach die Neigung, die Wir- kungen der Stoffwechselanomalieen auf den Organismus als Autointoxi- kationen aufzufassen. Ueber die wissenschaftlichen Grundlagen dieser Lehre muss man zur Zeit sehr skeptisch urteilen. Das eine aber scheint mir unzweifelhaft, dass bei der unendlichen Ausdehnung, den man dem Begriff „Gift geben kann, resp. muss, die Berechtigung der Autointoxikationshypothese als pathogenetisches Prinzip zuzugeben ist (3). Gerade für unser Gebiet ist sie gut verwendbar, ja, wie ich glaube, fruchtbar. Die Stoffwechseldermatosen wären demnach auto- toxische Dermatosen (4). Sie können zustande kommen dadurch, dass im Organismus normale Stoffe in zu grosser und dann giftig