Costanzo Landi und seine 'methodus de bona valetudine tuenda̕ / [Walter Artelt].
- Artelt, Walter, 1906-
- Date:
- 1932
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Credit: Costanzo Landi und seine 'methodus de bona valetudine tuenda̕ / [Walter Artelt]. Source: Wellcome Collection.
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![schauung, welche die ,,Behandlung“ der Seele der Sorge für den Leib voranstellt, geht Landi weiter als fast alle mittelalterlichen Ärzte. Denn für diesen, wie etwa für Arnald v. Villanova, bilden die accidentia animi nur ein die Gesundheit gefährdendes oder sie förderndes Moment, das in seiner Wirkungsweise äußeren Ein¬ flüssen auf den Körper gleichgestellt ist. Viel weiter erstreckt sich auch Landis diätetische Aus¬ wertung der Erkenntnis, daß der Leib von der Seele abhängig sei. Der traditionsgebundene mittelalterliche Diätetiker läßt es nach einer bis ins Einzelne gehenden Betrachtung über die Mechanik der Wirkung von Gemütsbewegungen auf den Körper fast stets bei ganz allgemeinen, vagen Ratschlägen bewenden.1) Ein Weg, froh zu werden oder Kummer zu vermeiden, wird nicht gezeigt, so daß die kurzen, allgemein gehaltenen Mahnungen — gerade im Hinblick auf die minutiöse Untersuchung des Wirkungsmechanismus zwischen Seele und Körper •— mehr der spekulativen Theorie als der Absicht, praktisch zu wirken, entsprungen zu sein scheinen. Demgegenüber finden wir in Mittelalter und Renaissance zwei ganz verschiedene Wege, auf denen man wirklich praktisch- *) „cavendae sunt eius [sc. irae] actiones, nisi tum ratio praecipit ad- versus illicita, iuxta illud: Irascimini et nolite peccare; nam in licitis et honestis convenit irasci, quamvis non conferat in sanitatis regimine, et nota quod qui- dam sunt maleficiati et frigidi, quibus interdum irasci prodest in sanitatis regi¬ mine“ (regimen sanitatis des Magninus [zitiert nach dem Abdruck in: Arnald v. Villanova, Opera omnia. Basel 1585], pars II, c. 9) oder „non enim est con- veniens in sanitatis regimine aliquid imaginari nimis intense, nam ex tali imagi- natione movetur spiritus motu inordinato, relinquit locum, et impeditur somnus“ (ebenda) oder „omnino . . . accidentium [sc. animi] superfluitas est evitanda“ (ebenda) oder die Mahnung des Gentile da Foligno, sich in Pestzeiten zu hüten vor Furcht, Qual, Trauer, Verleumdung anderer, Nachdenken und Schlaf¬ losigkeit und besonders Zorn und Traurigkeit zu vermeiden (vgl. Campbell, Anna Montgomery, The Black Death and Men of laerning, New York 1931, S. 77). Meist ist nicht einmal mit Sicherheit zu unterscheiden, ob lediglich eine ätiologische Feststellung oder eine diätetisch-therapeutische Mahnung beabsichtigt ist, wie bei der Zusammenfassung am Ende des 75. Kapitels von Arnald s speculum introd. med. Bereits als Ausnahme erscheint in diesem Trationsbereich der Rat des Peter Fagarola in dem so frischen, lebendigen regimen für seine beiden in Toulouse studierenden Söhne: „de quibus omnibus [sc. accidentibus animi] nil amplius dico nisi quod vites omnes passiones anime tibi nocivas et leteris et gaudeas cum amicis et bonis et diligas honestatem et pacienciam que magis afferunt animo delicias et maxime si deum toto corde diligas“ (Thorndike, Lyon, Advice from a physician to his sons. In: Speculum. A journal of mediaeval studies, Cambridge, Massachusetts, VI (1931), S. 114).](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b30629056_0010.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)