Volume 1
Die unregelmässige Herztätigkeit / von K.F. Wenckebach und Hch. Winterberg.
- Wenckebach, K. F. (Karel Frederik), 1864-1940.
- Date:
- 1927
Licence: Public Domain Mark
Credit: Die unregelmässige Herztätigkeit / von K.F. Wenckebach und Hch. Winterberg. Source: Wellcome Collection.
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![Vagi und Accelerantes auf das Herz und ganz besonders auf das spezifische System vorwiegend der experimentellen Forschung, welche ergab, daß die rechts¬ seitigen Nerven vor allem den Sinusknoten, die linksseitigen den A-V Knoten beherrschen (822, 286, 111, 562, 24). Anatomische Untersuchungen lieferten ungeachtet vieler Abweichungen von dieser Verteilungsart im ganzen mit den experimentellen Ergebnissen übereinstimmende Resultate. Die Anatomie des Herznerven bei der Katze wurde von Böhm (54), beim Hunde von Lim Boon Keng (631) untersucht. Eine genaue Untersuchung der nervösen Versorgung des Herzens der Säugetiere verdanken wir v. Schumacher (887) und in neuerer Zeit Perman (750), Müller (702), Fukutake (258) und anderen. Die Nervenendigungen im Herzmuskel haben sich lange der Wahr¬ nehmung entzogen. Es ist wahrscheinlich Boeke (50) gelungen, sie im Schild¬ krötenherzen als kleinste Endringe mit periterminalem Netze zu finden. Die Grundeigenschaften des Herzmuskels. Die rhythmische Herztätigkeit kommt zustande durch das Zusammen¬ arbeiten mehrerer Funktionen des Herzmuskels. Nach Engelmann werden als solche die Kontraktilität, die Reizbarkeit, die Reizleitung und die Reiz¬ bildung unterschieden, während Gaskeil (295) auch den Tonus als gleich¬ wertige fünfte Funktion betrachtet. Zum richtigen Verständnis der Störungen dieser Grundeigenschaften, welche zu den hier behandelten Unregelmäßig¬ keiten in der Herztätigkeit führen, ist es notwendig, auf die einzelnen Funk¬ tionen und auf ihr Zusammenwirken im Herzen näher einzugehen; die Frage, ob die genannten Grundeigenschaften voneinander relativ unabhängig sind, wie Engelmann meinte, oder ob sie nur verschiedene Seiten eines und desselben Reaktionsvorganges sind [.Hering (371, 372)], soll daher zunächst unberück¬ sichtigt bleiben. Die Kontraktilität. Die Kontraktilität wird an der Verkürzung des Herzmuskels gemessen. Von den für die Kontraktion der Skelettmuskel geltenden Ge¬ setzen unterscheidet sich der Herzmuskel in zwei Punkten: 1. Das Herz antwortet auf jeden wirksamen Reiz mit einer die ganze im Reizaugenblicke vorhandene Kontraktionsmöglichkeit erschöpfenden Systole. Die Größe der Systole ist daher unabhängig von der Reizstärke, es muß nur der Reiz die Reizschwelle übersteigen. Ist der Reiz zu schwach, so bleibt die Kontraktion natürlich gänzlich aus. Verstärkung des Reizes, auch bis weit über den Schwellenwert, ist nicht imstande, die Kontraktion zu ver¬ stärken. Es gibt daher der Herzmuskel „alles oder nichts“ [.Bowditch (73, 74)]. 2. Die Kontraktilität kehrt erst während der Diastole, anfangs sehr schnell, dann langsamer ansteigend, wieder. Eine bleibende (tetanische) Kon¬ traktion, wie sie am Skelettmuskel infolge dauernder Reizung hervorgerufen wird, ist unter normalen Verhältnissen am Herzmuskel nicht zu erreichen. Diese beiden Eigenschaften lassen sich an einem einfachen Schema (Texfig. 1) leicht verdeutlichen:](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b31360270_0001_0021.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)