Psychopathia sexualis : mit besonderer Berucksichtigung der contraren sexualempfindung. Eine Klinisch-forensische studie / von R.V. Krafft-Ebing.
- Richard von Krafft-Ebing
- Date:
- 1892
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Credit: Psychopathia sexualis : mit besonderer Berucksichtigung der contraren sexualempfindung. Eine Klinisch-forensische studie / von R.V. Krafft-Ebing. Source: Wellcome Collection.
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![mit entblössten Genitalien ihm gegen nervöse Aufregungen Erleichterung ge- währte. Muttersvater war gemüthskrank und endigte durch Selbstmord, die Mutter war Constitutionen neuropathisch, Nachtwandlerin und vorübergehend gemüthskrank gewesen. Inculpat ist neuropathisch, war Nachtwandler, hatte von jeher Abneigung gegen geschlechtlichen Verkehr mit Frauenspersonen, trieb in jungen Jahren Onanie, ist ein scheuer, schlaffer, leicht in Verlegenheit und Verwirrung geratbender Mensch, neurasthenisch. Er war sexuell immer sehr erregt. Er träumte oft, dass er mit entblösstem Glied umherlaufe oder im Hemde an einem Reck hänge, den Kopf nach unten, so dass das Hemd zurückfalle und das erigirte Glied entblösst sei. Diese Träume führen dann zur Pollution und er habe eine halbe bis ganze Woche Ruhe. Auch im wachen Zustand befalle ihn im Sinn seiner Träume oft der Drang, mit entblösstem Glied umherzulaufen. Indem er zur Entblössung schreite, werde ihm glühend heiss, er laufe dann planlos herum, das Glied werde feucht, jedoch komme es nicht zur Pollution. Endlich erschlaffe dag Glied, er stecke es ein, komme dann zu sich, froh, wenn den Vorgang Nie- mand gesehen habe. Er befinde sich in solchen Erregungen wie im Traum, wie in Trunkenheit. Nie habe er dabei die Absicht gehabt. Weiber zu provociren. S. ist nicht epileptisch. S.'s Angaben haben das Gepräge der Wahrheit. Er hat thatsächlich nie Weiber in diesen Zuständen verfolgt, oder auch nur angesprochen, Frivolität. liYihhcil lä.-st sieh aussehliessen. Jedenfalls geht das Handeln des S. ans krankhaftem Empfinden und Vorstellen bervoi und befand sich S. zur Zeit seiner Handlungen in einem Zustand krankhafte] Störung der (icistesthätigkeit. (Li man, Vierteljahrsschrifl Für gericbtl. Med. N. F. XXX. VIII. Heft 2.) Beobachtung 174. X., 38 Jahre, verheirathet, Vater eines Kindes, von jeher düster, schweigsam, häufig an Kopfweh leidend, schwer neur- asthenisch, jedoch jjsychisch nicht krank, viel mit nächtlichen Pollute geplagt, ist wiederholt Ladenmädchen, denen er in einem Anstandsort auf- gelauert hatte, mit exhibitionirten Genitalien, am Penis herummanipulirend. auf der Strasse nachgegangen. In einem Fall hatte er das betreffende Mädchen sogar bis in den Laden hinein verfolgt. (Trochon. Arch. de l'anthropologie criminelle III. p, 256.) In der folgenden Beobachtung erscheint das Exhibitioniren nebensächlich gegenüber einem impulsiven Drang, durch Mastur- bation eine plötzlich entstandene heftige Libido zu befriedigen. Beobachtung 175. K., Kutscher. 49 Jahre, in Wien seit 186t» ver- heirathet. kinderlos, stammt von neuropathischem, sexuell excessivem Vater. welcher an einer Gehirnkrankheit starb. Er bietet keine Degenerationszeichen. 29 Jahre alt erlitt er eine schwere Commotio durch Sturz von einer Höbe. Seine Vita sexualis war bis dahin normal gewesen. Seither befiel ihn alle 3—4 Monate eine ihm höchst peinliche sexuelle Erregung mit gebieterischem Drang zu Masturbation. Vorausgehe ein Gefühl grosser Ermattung und l'n- behafrlichkerl mit dem Bedürfniss nach alkoholischen Getränken. In der](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21017189_0401.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)