Die Ohnmacht bei der Geburt vom gerichtsärztlichen Standpunkt : eine Abhandlung für Aerzte und praktische Juristen / von Moritz Freyer.

  • Freyer Moritz.
Date:
1887
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Credit: Die Ohnmacht bei der Geburt vom gerichtsärztlichen Standpunkt : eine Abhandlung für Aerzte und praktische Juristen / von Moritz Freyer. Source: Wellcome Collection.

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    „Dies alles, sagt Hohl*), „kann die ruhigste Frau ausser Fas- sung, kann ihren Heroismus, den sie bisher bewiesen, zum Scheitern bringen, und der letzte Moment des Durchbruches des Kopfes oder dieses und des ganzen Körpers ihre Exaltation aufs Höchste steigern, selbst bis zur Verzweiflung, ja in einen unzu- rechnungsfähigen Zustand versetzen. Ein solcher Schmerz ist dann sicherlich intensiv genug, um reflektorisch auch einen Ohn- machtszustand hervorrufen zu können. Stellen wir uns ferner vor, dass die psychische Alteration ganz abnorm gesteigert sei. Das beste Beispiel für eine solche bietet uns die einsam und besonders die heimlich Gebärende. Ich wüsste von dem Gemüthszustande einer solchen und von seiner Veränderung während des Gebäraktes keine beredtere und bessere Schilderung zu geben, als wie sie wiederum Hohl (1. c.) giebt, den ich hier selber reden lassen will. „Wir haben oben bemerkt, sagt er, „dass das Weib bei dem Beginn der Geburt von Unruhe und Angst ergriffen werde, und es in ihr liege, gleich den Thieren, die einen verborgenen Ort aufsuchen, sich zurückzuziehen; um wie viel mehr wird eine unglückliche Schwangere, welche weiss, dass die Geburt den Schleier lüftet, den sie bisher über ihren Fall gedeckt hat, weiss,^ dass mit der Geburt ihre Existenz vernichtet ist und sich ein kümmerliches Leben für sie und ihr Kind eröffnet, weiss, dass sie von allen Seiten mit Vorwürfen, vielleicht auch mit Hohn und Spott überschüttet wird, aber von keiner Seite ein Wort der Beruhigung vernimmt, sich in ihrer Unruhe und Angst an einen stillen Ort zurückziehen. Wir wissen, dass dergleichen Kreissende den heimlichen Ort wieder verlassen, um sich zu entdecken, aber in der Furcht, in der Angst, die sie beherrscht, den Entschluss wieder aufgeben und an derselben Stelle oder einer anderen sich wiederfinden, ihn nicht mehr verlassen können, weil unerbittlich die Geburt vorschreitet. So nun sich selbst überlassen, allein in einer jämmerlichen Lage, genöthigt, die sich steigernden Schmerzen mit aller Macht zu unterdrücken, gezwungen, die Ge- burt in dem kurzen Augenblick ihres Abkommens möglichst durch Drängen und Pressen abzukürzen, wohl wissend, dass der *) Hohl, Lehrbuch der G-eburtshilfe. Halle, iSöf), pag. ,529.