Kriselæren i oldtidens Medicin : historisk-patologisk Studie / Jul. Wiberg.
- Wiberg, Jul. (Julius), 1860-1941.
- Date:
- 1916
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Credit: Kriselæren i oldtidens Medicin : historisk-patologisk Studie / Jul. Wiberg. Source: Wellcome Collection.
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![den man unter jenem Terminus nur mdglicherweise (d. h. im weiteren Sinne und uneigentlicli) versteht. Die eigentliche Bedeutung kann aber der uneigentlichen in keiner Weise als gleichwertig zur Seite gesetzt werden. Wollte jemand versuchen, das Heldengedicht (mu‘allaqa) des Imrud Qais (o) zu einer Elegie auf eine Katze oder ein Gasel (eine Ode) auf einen Elefanten umzu- deuten, so ware dies fur ihm eine unlosbare Aufgabe21). Ein ausgezeichneter Mann erzahlte mir, dab der Scheich Taqi al Din b. Taimija (b) vielfach den Scheich Muhji al Din Jbn al ' Arabi (p) herabsetzte. Man wandte jenem nun ein: Hier ist jemand, der Alles, was Du dem Ibn al 'Arabi als falsch und unberechtigt nachzuweisen unternimmst, seines iiblichen Sinnes ent- kleidet und ihm (im System des Ibn al 'Arabi) durch Umdeutung einen Sinn unterschiebt, der mit dem heiligen Gesetz (d. h. der islamischen Orthodoxie) ubereinstimmt. Da suchte Ibn Taimija jenen Disputator (den Verteidiger von Ibn al 'Arabi) zu treffen, ohne dafi jener sich stellte (aus bosem Gewissen, denn die Lehren des Ibn al 'Arabi konnen nicht in den engen Rahmen der Orthodoxie geprebt werden.) Nach einiger Zeit trafen sich diese beiden Manner aber [zufållig] an demselben Ort, und man machte den Ibn Taimija (b) auf jenen aufmerksam [mit den Worten]: Das ist der Mann, den wir Dir geschildert haben (als denjenigen, der die Orthodoxie des Ibn al 'Arabi nachweisen wollte). Da sagte Ibn Taimija zu ihm: Was verstehst Du unter den Worten des Ibn al 'Arabi „Die Propheten versanken in den Abgrund eines Meeres22), wahrend sie an dessen Ufer blieben. Da antwortete der Verteidiger von Ibn al ‘Arabi: „Er hat die Wahrheit gesagt; denn die Propheten stehen am Ufer neben einem Ertrinkenden und retten ihn vom Ertrinkenu. Da entgegnete Ibn Taimija, „dies ist fern von der Mbgliehkeitu (d. h. Ibn al 'Arabi kann das unmoglich gemeint haben). Da meinte der Ver¬ teidiger von Ibn al 'Arabi: „Ist denn das, was ich gesagt håbe, nicht doch mog- lich (und beweist die Ansicht von Ibn al 'Arabi), entgegen dem, was Du beabsichtigst und meinst. Da gab ihm Ibn Taimija keine Antwort23). Schems al Din Muh. Scheich al Rabwa (q), bekannt als Ibn Abi Tålib, 21) Ebenso unmoglich wie dies ist es, mit aristotelisclien Deduktionen a priori die Un- mogliehkeit der Alchemie nachzuweisen (Horten). 22) Das Meer ist die Gottheit, die unendliche Ursubstanz, die Urwesenheit (haqiqa), die einzige AVirklichkeit im eigentlichen Sinne, an der, wie durch Umrifizeichnungen, die AYelt- dinge als Scheinwelt entstehen. Die „Geschopfe haben nur ein Scheindasein, gleichsam an der Peripherie der Gottheit, „am Ufer des gottlichen Meeres“. Die Propheten sind ihrem Wesenskern (sirr) nach in die Gottheit versenkt; sie befinden sich im Nirvana. Ihrer aulleren (phanomenalen, schemenartigen) Erscheinung nach befinden sie sich am Ufer dieses Meeres, da sie geschopfliche Gestaltungen sind (Horten). 23) Ibn Taimija scheint die Moglichkeit der orthodoxen Deutung zuzugeben. Die Propheten retteten die Menschheit vor dem ewigen Yerderben. Das Meer ist die Gefahr der Sunde. In ihr und an ihrem Ufer stehen sie, um die sundige Menschheit zu retten. — Der Verfasser macht sich iiber Ibn Taimija lustig. Ebenso unmoglich wie diese Umdeutung der pantheistischen Lehren von Ibn al ‘Arabi ist die obige Argumentation, die mit aristotelischen BegTiffen die Alchemie widerlegen will.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b30621550_0069.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)