Atlas der topographischen Anatomie des Menschen : fur Studierende und Arzte / von Karl von Bardeleben und Heinrich Haeckel.
- Haeckel Ernst, 1834-1919.
- Date:
- 1908
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Credit: Atlas der topographischen Anatomie des Menschen : fur Studierende und Arzte / von Karl von Bardeleben und Heinrich Haeckel. Source: Wellcome Collection.
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![Die Pia mater ist abgezogen. Unbedeutende Seitenäste der Arterien meist bis auf kurze Stümpfe entfernt, ebenso die Hypophysis. (Wegen der Bezeichnung der Artenden sei auf Fig. ly verwiesen.) Während die topographische Bedeutung der oberen und Seitenfläche des Gehirns wesentlich in der Verbreitung der Zentren für bestimmte Bewegungen und Empfindungen in der grauen Rinde besteht, ist an der Basis die Anordnung der austretenden Nerven und die Lage der Gefäße in erster Linie von praktischer Wichtigkeit. Aus der Störung der Funktion bestimmter Nerven oder Nerven- gruppen wird man Schlüsse ziehen können auf den Sitz von Geschwülsten oder anderen krankhaften Prozessen an der Basis des Gehirns, welche eben jene Störung bedingen. Vor allem ist die Tatsache bemerkenswert, daß mit Ausnahme des N. olfactorius und N. opticus, welche auch genetisch als unmittelbare Ausstülpungen des Gehirns eine Sonderstellung einnehmen, sämtliche Gehirnnerven aus der kurzen Strecke vom vorderen Rande der Brücke bis zum Ende des verlängerten Markes hervortreten, ikm dichtesten gedrängt liegen die Austrittsstellen des sechsten bis zwölften Nerven an dem hinteren Rande der Brücke und der Seite der Medulla oblongata. Der Verlauf der Nerven vom Verlassen des Gehirns bis zum Austritt aus der für sie bestimmten Oeffnung in der Schädelbasis ist je nach der Entfernung dieser Oeffnung verschieden lang. Den längsten Weg hat der N. trochlearis zurückzulegen, da er auf der oberen Fläche des Zwischenhirns am vorderen Marksegel entspringt (s. Fig. 6) und sich um die Hirnschenkel herum nach unten schlingt. Auch der N. accessorius hat, wenigstens mit einem Teil seiner Wurzeln, einen langen Weg, da er mit seinem Ursprung weit auf das Rückenmark übergreift. Die Versorgung des Gehirns mit Blut geschieht ausschließlich von der Basis aus, durch die A. carotis interna und A. vertebralis jederseits. Die beiden letzteren vereinigen sich zur A. basilaris. Von dieser gehen ab die A. cerebelli inferior posterior (noch häufiger aus der A. vertebralis selbst), die A. auditiva interna, A. cerebelli inferior anterior und A. cerebelli superior. Am vorderen Rande der Brücke teilt sich die A. basilaris und bildet so jederseits die A. profunda cerebri. Von jeder dieser geht ein R. communicans posterior nach vorn zur A. carotis interna. Diese sendet außer der sehr starken A. fossae Sylvii und der kleineren A. chorioides die A. corporis callosi nach vorn; dadurch, daß die beiderseitigen letzteren vor dem Chiasma der Sehnerven durch einen kurzen Querstamm, A. communicans anterior, miteinander verbunden sind, wird um den Türkensattel herum eine große, kreisförmig geschlossene Anastomose der Hirnarterien gebildet: Circulus arteriosus [WlLLISl], Alle diese Gefäße gehen zur Pia mater und ver- zweigen sich in ihr, wodurch diese den Charakter der Gefäßhaut des Gehirns erhält. Von ihr aus dringen feine Aeste in das Gehirn selbst ein und versorgen die Substanz desselben mit Blut.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21691368_0038.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)