Die Hell-Dunkeladaptation des Auges : und die Stäbchen und Zapfen / von A. Tschermak.
- Tschermak-Seysenegg, Armin von, 1870-1952.
- Date:
- 1902
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Credit: Die Hell-Dunkeladaptation des Auges : und die Stäbchen und Zapfen / von A. Tschermak. Source: Wellcome Collection.
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![Eine eiDgehende Diskussion über die Beziehungen, welche zwischen dem in den Stäbchenaussenghedern bei Lichtabschkiss angesammelten Sehpurpur und den Erscheinungen der Hell-Dunkeladaptation möglicher- weise bestehen könnten, hat Kühne (1878 [264, 265, 256, 266, 245, S. 355]) gegeben. Er vermied es, eine fertige Theorie über das Sehen des Dunkel- auges als Funktion der Stäbchen bezw. des Sehpurpurs aufzustellen und sich für eine solche Möglichkeit zu engagieren. Ebensowenig statuierte er eine Ver- schiedenheit zwischen der von den Zapfen vermittelten Weisserregung und der von den Stäbchen möghcherw^eise ausschliesslich gelieferten Weisserregung — etwa im Sinne von Young-Helmholtz, der ersteren eine trichromatische, der letzteren hingegen eine einfache Natur zuschreibend. Kühne findet seine ,,Erfahrungen über das Vorkommen und Verhalten des Sehpurpurs so sehr in Ubereinstimmung mit M. Schnitzes Hypothese, dass er vermutet, ,,wir würden mittelst des Purpurs und der Stäbchen (ohne die Zapfen) das Spektrum nicht nur wahrnehmen, sondern auch in grau schattiert auffassen, ähnlich wie die total Farbenbhnden (264, S.93). — Kühne hat auch als erster das Problem behandelt und zwar im bejahendem Sinne, ob es neben dem Sehpurpur — falls dieser überhaupt als Sehstoff betrachtet wird — noch andere Sehstoffe zur photochemischen Auslösung von Weiss- erreguDg gebe (266, 245, spez. S. 355). Ahnliche Gedanken über Sehpurpur und analog fungierende Substanzen hat Ha ab (1879, 259) entwickelt, unter spezieller Bezugnahme auf M. Schultzes Hypothese und auf Herings Lehre vom Lichtsinne. Ohne detailliert bis auf die Doppelgestaltung des retinalen Neuroepithels herabzugehen, unterschied Charpentier (255, 1877, 1880) allgemein gesonderte Vermittler von Empfindung farbloser Helhgkeit mit undeutlicher Lokalisation, der ,,perception lumineuse brüte'' oder ,,vision diffuse: die ,,elements phote- sthesiques, gegenüber den Vermittlern farbloser Empfindung mit deutlicher Lokalisation, der ,,vision nette: ,,elements visuels proprement dits. Die Farbenempfindungen erklärte er als Effekte des Zusammenwirkens (Idee von Interferenz verschiedener Schwingungsformen) beider Apparate, von denen jeder allein nur farblose Empfindungen zu erzeugen vermag. Eine exakte Lokalisation dieser beiden Funktionen sei derzeit nicht möglich. Der eine Apparat dominiere im Netzhautcentrum, der andere sei daselbst inferior, ex- centrisch aber gleichmässig verbreitet. Die ,,vision diffuse werde vermutlich durch den Sehpurpur und damit durch die Stäbchen vermittelt (1878 — 1886 [92]), erklärte sich Charpentier hingegen wiegen angeblicher entoptischen Sichtbarkeit des Sehpurpurs [230] gegen eine unmittelbare, wesentliche Rolle desselben beim Sehen, nur beim Dämmerungssehen interveniere er möglicher- weise). — Immerhin könnte man, sagte Charpentier (1886, 20) vor- läufig als Hypothese oder Schema annehmen, dass die Stäbchen und die Zapfen jenen zwei Elementarten entsprechen: zumal da die ,,vision brüte in A sher-Spiro, Ergebnisse der Physiologie. II. Abt. 50](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21641419_0187.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)