Die Hell-Dunkeladaptation des Auges : und die Stäbchen und Zapfen / von A. Tschermak.
- Tschermak-Seysenegg, Armin von, 1870-1952.
- Date:
- 1902
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Credit: Die Hell-Dunkeladaptation des Auges : und die Stäbchen und Zapfen / von A. Tschermak. Source: Wellcome Collection.
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![class die Helligkeit eines Mischweiss oder Mischgrau nicht allein bestimmt sei durch die Weisswerte seiner Komponenten, erscheint beseitigt durch die Statuierung einer Abhängigkeit der relativen Weissvalenzen vom Gesamt- adaptationszustande des Sehorgans (Tschermak). Im Gegensatze zu den Erscheinungen an farbigen Lichtern gestattet die ungleichmässige Helligkeitsänderung, welche nach Tschermak (84, Kap. IV; 85, Kap. IV) verschiedenartige farblose Mischlichter einerseits beim Ubergange von extramakularer zu stärker indirekter Betrachtung, andererseits bei Änderung des Gesamtadaptationszustandes aufweisen, keine Zurück- führung auf eine spezifische Helhgkeit der Farben. Hier kommen nicht die einzelnen physiologischen Valenzen der Lichter in Betracht — die Lichter weisen ja gemischt nur freie, sich summierende Weissvalenzen auf —, sondern deren physikalische Verschiedenheit oder Wellenlänge. Zur „Erklärung der genannten Erscheinungen an farblosen Mischhchtern und zugleich der ungleichmässigen Helligkeitsänderung verschiedenartiger bezw. verschiedenfarbiger Strahlungen im indirekten Sehen wie bei Dunkeladapta- tion (auch in der relativ total farbenblinden Netzhautzone) nimmt Tschermak an, dass im normalen farbentüchtigen Hellauge die Weissvalenzen verschieden- artiger Lichter regional vom Centrum nach der Peripherie der Netzhaut, sowie an derselben Nethautstelle bei Dunkeladaptation sich in ungleichem Masse ändern^). Nach dieser Formel lassen sich folgende allgemeine Sätze über die adaptative Abhängigkeit der Weissvalenzen aufstellen oder wenigstens als sehr wahrscheinlich vermuten. Die Weissvalenzen aUer Lichter ändern sich, wachsen für das adaptationsfähige farbentüchtige wie farbenblinde Auge beim Übergang aus dem Helladaptationszustand zur Dunkel- adaptation. Beim Farbentüchtigen ist diese Änderung eine ungleichmässige, indem die Weissvalenzen der langw^elligen Lichter relativ weniger wachsen als jene der kurzwelligen Lichter: die Kurve der relativen Weissvalenzen zeigt also relative Senkung im langwelligen, relative Hebung im kurzwehigen Teile 1) IcK glaube schon 1898 (84, S. 328) die Konsequenzen dieser Annahme, der zufolge die relativen Weissvalenzen verschiedenartiger Lichter vom Gesamtzustande des Sehorgans im Sinne von Hell-Dunkeladaptation abhängig sind (im Zustande vorgeschrittener Helladapta- tion auch von der Netzhautregion), und ihre Discrepanz von der allgemein gehaltenen Aussage Herings, dass die optische Gleichheit von Lichtern unabhängig sei von der Stimmung des Sehorgans (138, § 27, 28, 39, 40j, hinlänglich hervorgehoben zu haben. Ich bemerkte, dass die Aussage Herings (Gesetz von der Konstanz der optischen Valenzen gegenüber Ver- änderung des Zustandes des Sehorgans) auf jene Fälle von Erregbarkeitsänderung einzu- schränken sei, welche derselbe zum Gegenstande seiner damaligen Versuche gemacht und einzeln angeführt hat (vgl. die Zusammenstellung [84, S. 328]): aus denselben ergiebt sich wohl die Unabhängigkeit optischer Gleichungen von der Lokaladaptalion, nicht aber von der Gesamtadaptation des Sehorgans für Hell und Dunkel. Ich vermag daher die Worte von V. Kries (203, S. 185) in keiner Beziehung als berechtigt anzuerkennen: „Wenn Tscher- maks Darstellung die Wichtigkeit dieser Konstatierung und ihren Gegensatz zu Herings bisheriger Stellung wenig bemerklich macht, so soll ihm dies nicht verargt werden.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21641419_0204.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)