Das Princip des Wachsthums : eine anatomische Untersuchung / von Franz Boll.

  • Franz Christian Boll
Date:
1876
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Credit: Das Princip des Wachsthums : eine anatomische Untersuchung / von Franz Boll. Source: Wellcome Collection.

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    Resultaten geführt hat; ich werde gauz einfach beschreiben, wie ich von Ideen zu Thatsachen und von Thatsacheu zu Ideen fortschreitend gauz allraillig dazu gekonnuen bin, eiu neues Gebiet anatomischer Wissenschaft zu übersclien und zu beherrschen. Ich war uoch Student, als ich mich im Winter 1868/69 auf dem Berliuer pathologischen Institut mit der Untersuchung von Caucroideu und Carciuomen beschäftigte. Die chirurgischen Kliniken meiner Lehrer Bardeleben und von Langenbeck boten mir in dieser Richtung eiu sehr reiches Material, das ich zu benutzen be- schloss, um mir ein auf eigene Untersuchung und Anschauung be- gründetes Urtheil in der Frage nach der Entstehungsweise dieser Neubildungeu zu verschafiFeu. Es war damals gerade die Schrift von Kocster erschieneu, in welcher die carcinomatöseu Bildungen auf eine Wucherung der Lymphgefässendothelien zurückgefdhrt wur- den. Dieser ganz neue Versuch, eiuen dritten Weg einzuschlagen neben den beiden ausgefahrenen Bahnen, in denen die Frage nacla der Entstehung der Krebse sich bisher bewegt hatte, schien mir damals die höchste Beachtung zu verdienen und ging ich mit dem allerbesten Willen, sie bestätigt zu sehen, an die Nachuntersuchung der von Koester aufgestellten Behauptungen. Doch ich brauchte meine Untersuchungen nicht erst sehr weit auszudehneu, um bald darüber in Klaren zu sein, dass die Koester'sehe Vorstellung that- sächlich unrichtig sei und ebensowenig eine durchschlagende Lösung der Frage biete, wie die beiden älteren Theorieen, welche die Ent- stehung der krebsartigen Geschwülste aus dem Bindegewebe oder aus dem Epithel verfechten. Damals war es, als mir die Idee kam, dass die Frage nach der Entwickelung dieser Geschwülste sicher nicht auf Grund der Prin- cipieu zu lösen sei, die bisher allein zu diesem Zwecke in Än- wenduug gebracht worden waren. Der Stand der Dinge war (und ist uoch!) dieser: Es stehen sich-zwei Theorieen diametral gegen- über, von denen eine jede sehr wmhl die Lücken und Trrthümei dei gegnerischen Theorie auzeigeu aber nicht ihre eigene Richtigkeit beweisen kann. Eiuen Augenblick laug tritt _ eine neue Theorie zwischen die streitenden uud sucht wie die beiden ersten aus dei „Wucherung“ des Bindegewebes uud der Epithelien so aus der der Lymphgefässendothelien die Bilduug der Krebse lierzuleiten: ^aber auch sie erweist sich als vollkommen ungenügend, das grosse Rath- sei zu lösen.