Beiträge zur Operativen orthopädik, oder, Erfahrungen über die subcutane Durchschneidung verkürzter Muskeln und deren Sehnen / von Dr. Louis Stromeyer.
- Louis Stromeyer
- Date:
- 1838
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Credit: Beiträge zur Operativen orthopädik, oder, Erfahrungen über die subcutane Durchschneidung verkürzter Muskeln und deren Sehnen / von Dr. Louis Stromeyer. Source: Wellcome Collection.
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![langwierig ist die blofs mechanische Behandlung jedenfalls, und die Operation ist jetzt eine solche Kleinigkeit, dafs ich die meinigen fast alle nur in der Gegenwart einer beherzten Kammerjungfer gemacht habe, um den kleinen Patienten keine unnöthige Angst durch die Gegenwart unnöthiger Assistenten zu verursachen. Ein sehr merkwürdiger, und so viel ich weifs, bis jetzt nicht beachteter Umstand ist das Zusammentreffen angeborner Verkürzung des Kopfnickers mit unregelmäfsiger Kindeslage, so dafs eine Steifsgeburt eintrat, oder die Wendung erforderlich wurde. Die nachfolgenden Operationsgeschichten liefern dazu einige Beiträge, und es sind mir durch Freunde mehrere ähn- liche Fälie bekannt geworden, wo Kinder mit Caput obstipum durch die Zange oder durch die Wendung unter grofsen Schwie- rigkeilen zur Welt befördert waren. Es sind hier verschiedene Fälle denkbar. Es kann zuerst schon durch die Lage im Uterus zur Entstehung des schiefen Halses die Veranlassung gegeben werden. Ich bin weit entfernt zu glauben, daCs die Lage allein schon ein solches Übel zu erzeugen im Stande sei, aber wenn das Kind im Mutterleibe zu Krämpfen geneigt ist, so können diese ihre Richtung dadurch auf den Kopfnicker nehmen, wenn eine Seite] des Halses durch die Seitenlage erschlafft ist. Es sind mir mehrere Erwachsene von reizbaren Nerven bekannt, welche einen Krampf des Kopfnickers bekommen, wenn sie den Kopf sehr stark nach einer Seite neigen. Sehr häufig ist dieser kleine schnell vorübergehende Zufall beim Gähnen, wenn der Kopf etwas nach der Seile geneigt ist, wo also der innere Reiz, welcher das Gähnen erzeugt, den Muskel in einem Zustande trifft, wo seine Befestigungspunkte keinen Widerstand leisten. Soll diese Erklärung gelten, so mufs die Schiefheit des Halses sogleich nach der Geburt bemerkt worden sein, wie in dem Falle Jti XLVIII. Es kann aber auch zweitens durch den Act der Geburt erst die Veranlassung zu Caput obstipum gegeben werden, entweder durch eine unvorsichtige Anwendung der Zange, oder durch Zerren an dem vor dem Kopfe gebornen Rumpfe, wie dies von unwissenden Hebammen wohl häufig genug geschieht, wie in JVf XLVII. und IL. In diesem Falle wird die Schiefheit des Halses erst später bemerkt werden. Es entsteht hier die Fra<re • ob die ausgeübte Gewalt den Muskel selbst oder die obersten Halswirbel betreffe ? welche sich vielleicht in Folge derselben entzünden und einen Reflex auf die Halsmuskeln erzeugen Einige Geburtshelfer, welche ich über diesen Punkt befragte, 9*](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21288781_0139.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)