Der Stoffwechsel des Kindes von der Geburt bis zur Beendigung des Wachstums meist nach eigenen Versuchen dargestellt.

  • Camerer, Wilhelm, 1842-1910.
Date:
1896
    ich selbst bei meinem eigenen Kind in dieser Zeit. Von den 15 gr Fixa, welche demnach auf 100 frischen Durchschnittskot kommen, bestehen nach Uffelmann 13,5 aus organischer Substanz; 1,5 aber (also io%> der Fixa) aus Asche. Die Hauptmasse der organischen Substanz sind Bakterien und Kokken, ferner enthalten die 13,5 gr 2—3 gr Fett, nämlich eigentliche Fette, Seifen und freie Fettsäuren. 0,2 gr der Fettsäuren sind an Erdalkalimetalle gebunden. Ferner schätzt Uffelmann cc. 0,2 gr Eiweiss und 0,2 gr Cholestearin in 100 frischem Kot, etwas Schleim, Gallenbestandteile (Urobilin und Bili- rubin), sowie Milchsäure, aber keinen Milchzucker. Von Zersetzungs- produkten des Eiweiss fanden sich Leucin, Tyrosin, Indol zuweilen, Phenol und Skatol nie. — Fast ein Drittel der gesamten Kotasche, also 0,5 auf 100 frischen Kot, bestehe aus Kalk. Die Kotasche braust mit Säuren auf. Bei genauer Untersuchung zeigt sich, dass der Kot nie ganz homogen, sondern immer mit weisslichen Klümpchen durchsetzt ist, mikroskopisch erweisen sich dieselben als bestehend aus Bakterien- und Kokkenhaufen , aus Fettropfen und Fettkristallen durch mehr oder weniger Eiweisssubstanz verkittet; aus Kristallen von fettsaurem Kalk. Ausserdem sieht man Epitel- und Körnchenzellen, zuweilen Hefezellen, Cholestearintafeln, gelben Farbstoff und mitunter Bili- rubinkristalle, Schollen ohne Struktur. — Der herrschende Pilz im Kot ist das bacterium coli commune, daneben findet man auch noch das bacterium lactis aerogenes. Der eigentliche Sitz des letzteren sind aber die obern Darmpartien, in welchen es den Milchzucker in Milchsäure, Kohlensäure und Wasserstoff spaltet, welche Gase (neben abgeschluckter Luft) die oben erwähnten Bläschen des Kotes bilden. Im Dünndarm scheint die saure Reaktion des Speisebreies haupt- sächlich von Milchsäure herzurühren; die des Kotes in den untern Darmpartien rührt von freien Fettsäuren her, welche unter dem Ein- fluss des Bacterium coli aus Neutralfetten entstehen sollen. —■ Die übrigen zahlreichen Bakterien und Kokken, welche im Kote gefan- den wurden, sind nicht von solcher Bedeutung, dass sie hier einzeln Camerer, Stoffwechsel des Kindes. 3
    anzuführen wären. Die Kenntnisse über die Mikroben im Darm hat man hauptsächlich Escherich zu verdanken. Nach den Angaben Uffelmanns würde der Kalk im Darm des Muttermilchsäuglings auffallend schlecht ausgenützt, was mit den anderweitigen Angaben, die Verhältnisse des Kalks betreffend, nicht vereinbar ist. 800 gr Muttermilch enthalten nämlich nach Runge 0,26 CaÜ. Wenn auch nur 20 gr Kot auf diese Milchzufuhr kommen, so müsste derselbe nach Uffelmann immerhin 0,1 gr CaO enthalten (da auf 100 frischen Kot ca 0,50 CaO kommen sollen). Es bleiben zur Resorption täglich also nur 0,16 CaO, eine ganz ungenügende Menge für die Knochenbildung in diesem Alter. Man schätzt nämlich die tägliche Ablagerung von CaO im Körper im Mittel des ersten Eebensjahres zu 0,4 gr. Wahrscheinlich ist der Kalkgehalt der Frauenmilch kurz nach der Geburt erheblich grösser als der von Bunge gefundene Mittelwert und nimmt ähnlich wie das Eiweiss im Verlauf des Säugens ab; kleiner aber dürfte der Kalkgehalt des Kotes kurz nach der Geburt sein. Meine Versuche über die Zusammensetzung des Frauenmilch- kotes verliefen wie folgt: Das benützte Kind, ein Knabe, trank ausschliesslich Muttermilch, war von normaler Beschaffenheit (Gewicht am 53. Lebenstag 4500 gr). I. Am 12. Lebenstag konnte ich eine freiwillige Entleerung im Tiegel auffangen: 2,7575 gr frischer Kot gaben 0,5950 = 2i,6°/o Fixa. Am 20. Lebenstag Abends wurde eine Entleerung durch ein eingeführtes Bougie herbeigeführt (ebenso an allen folgenden Ver- suchstagen). Diese künstlich veranlassten Entleerungen waren meist ungewöhnlich gross, dafür wurde von dem Kinde freiwillig unge- wöhnlich selten Kot entleert, wenn die Sammlungen im Gang waren. 9,2600 gr Kot vom 20. Tag gaben 2,0050 = 2i,6°/o. Endlich wurde am 21. Tag Abends Kot gesammelt: 16,9130 gaben 3,9305 Fixa = 23,2%). Der mittlere Gehalt des Kotes an festen Bestandteilen betrug also, aus den 3 Beobachtungen berechnet, 22,6°/o.
    Die Trockensubstanz aller 3 Entleerungen wurde nun vereinigt. Das Gemisch enthielt 6,00/o Asche; 4,4% N; 51,7'Vo C und 8,o°/o H. Aus der Differenz ist also für O 29,9% zu berechnen. Im Soxhlet- apparate erhielt ich 20% Extrakt mit Aether; wurden die gepulver- ten Fixa mit Salzsäure angesäuert und sodann mit Aether extrahiert, so erhielt ich 29,i°/o Extrakt. Sämtlicher Kot war dem Ansehen nach ziemlich dünn, etwas schleimig, gelb mit zahlreichen weissen Flocken, er reagierte wie der Kot bei II immer schwach sauer. II. Am 53. Lebenstag, Abends wurde eine Entleerung mit dem Bougie bewirkt, nachdem das Kind seit 24 Stunden keine freiwillige Entleerung gehabt hatte. Wie gewöhnlich konnte aller Kot im Tiegel gefangen werden mit Ausnahme der geringen Menge, welche am Bougie hängt oder gelegentlich versprizt. 15,4270 frischer Kot geben 3,2815 = 21,3% Fixa. Am 54. Lebenstag Abends, nachdem keine freiwillige Entleerung seit dem Abend des 53. Tages stattgefunden, wurde das Bougie wieder eingeführt. Es kam zuerst nur Gas, sodann eine Portion Kot, nach ca 3 Minuten die 2te weit grössere Portion Kot. I. Port. 4,8475 frischer Kot gab 1,0120 = 20,880/o Fixa. II. Port. 13,8393 frischer Kot gab 2,8325 = 20,47% Fixa. Der Kot bei allen 3 Entleerungen war diesmal hellgelb, schein- bar homogen, von Salbenkonsistenz, mit kleinen Gasblasen durch- setzt. — Sämtliche 6 Trockenbestimmungen geschahen bei 105 °, ohne Zusatz von Oxalsäure zum Kot. Der mittlere Gehalt des Kotes II. an Trockensubstanz, aus den drei Versuchen berechnet, betrug 20,9 °/o. Die Trockensubstanz aller 3 Entleerungen wurde vereinigt und lieferte 9,9% Asche; 5,1 °/o N; 54,7 C und 8,1 H; aus der Diffe- renz ist also für O 22,2 % zu berechnen. Im Soxhletapparate erhielt ich 14,8 °/o Extrakt mit Aether allein und 23,9 °/o Extrakt mit angesäuertem Aether. — Da das Kind im Laufe des 3. Monats Kuhmilch als Beinah- rung bekam, konnte der Versuch nicht fortgesetzt werden. 3*
    Ich fand für die perspiratio insensibilis bei meinem Kind, dessen Milchmengen wie schon bemerkt von der 4. Woche an etwas unter Mittel waren, in den Sommermonaten folgende Werte : 4. Woche 7. W. 14. W. 22. W. 130 35 150 37 220 42 280 46 absolut auf 1 Kgr. Körper- gewicht berechnet. Das Kind ist am 1. -April geboren, die Sommerhitze machte sich namentlich in der 22. Woche durch relativ geringe Urinaus- scheidung (auf IOO Milch 60 Urin) und grosse Perspiration sehr bemerklich. Andere Beobachtungen über perspir. insensibilis sind meines Wissens bisher nicht veröffentlicht worden; auch die Aus- scheidung der Kohlensäure und des Haut- und Lungenwassers ist in dieser Lebensperiode nicht gemessen. Werte können aber für das Durchschnittskind in der 20. Woche (Körpergewicht 6,6 Kilogr.) mit genügender Sicherheit berechnet werden, wie in folgenden Ta- bellen geschehen ist (die Zahlen für den atmosphärischen Sauer- stoff sind mit Zeiger ' versehen). Tabelle XVII, Zufuhr. 900 gr Muttermilch = 15,3 Eiweiss; 29,7 Fett; 58,5 Zucker und 795 Wasser. der tägliche Zu- wachs von 17 gr enthält bleibt für Ausscheidung aus der Atmo- sphäre c 55,2 3,6 51,6 H 8,3 0,5 7,8 O 37,2 1,0 36,2 151,4' N 2,4 0,5 1,9 Wasser 795 10 785 Tabelle XVIII, Ausscheidungen. in 604 Urin in 25 Kot in 175,2 Koh- lensäure in 232 Wasser- gas C H O N Wasser 1,1 0,2 1,2 1,6 598 2,7 0,4 1,3 0,3 20 47,8 127,4' 7,2 33,7- 167 24' Summe der Aus- scheidungen 51,6 7,8 36,2 + 151,4' 1,9 785
    Die 24stündige perspiratio insensib. ist wie folgt zu berechnen: Zufuhr an Gas Ausscheidung an Gasen 151,4' Sauerstoff 175,2 Kohlensäure; aus 47,8 C u. 127,4' O 27,0 Wasser; aus 3 Hu. 24' O i 37,9 Wasser; aus 4,2 H u. 33,7 O l 167,0 Wasser; aus zugeführtem Wasser. Wasserbildung im Körper. 151,4' 407,1 407,1—151,4 = 255,7 >st der 24stündige gasförmige Verlust. Die gefundene Zahl stimmt, wie man sieht, gut mit meiner Beobachtung. 3. Der Stoffwechsel um das Ende des ersten Lebensjahres bei Ernährung aus- schliesslich mit Kuhmilch und bei gemischter Kost; Ernährung älterer Kinder ausschliesslich mit Kuhmilch; die künstliche Ernährung des Säuglings in den ersten Lebensmonaten. Von den 10 Kindern, welche zu Tabelle XII beigetragen haben, sind 3 nach der Entwöhnung fortbeobachtet worden : Das Kind Ahlfelds bis zur 30. Woche, ein Kind Hähners und das meinige bis zum Ende des ersten Lebensjahrs. Das erste bekam Kuh- milch als Beinahrung im Laufe der 28. Woche und wurde schon in den letzten Tagen der 30. Woche ausschliesslich mit Kuhmilch ernährt; es trank in der 30. Woche (als Tagesmittel für die ganze Woche berechnet) 1230 gr Kuhmilch und 86 Muttermilch; in den 2 letzten Tagen der Woche aber 1330 Kuhmilch ohne Beigabe. Die 2 letzten Kinder bekamen von der 23. und 24. Woche an Kuhmilch als Bei- nahrung und waren in der 26. und 28. Woche vollständig auf Kuh- milch gesetzt. Ihre mittleren Tagesmengen waren in der 30. Woche 1200 ccm Kuhmilch (Hähner) und 1320 ccm Kuhmilch (Camerer); dazu trank mein Kind 28 ccm Zuckerwasser mit 1 gr Zucker. Ich berechne aus den vorhandenen Beobachtungen für die 3 Kinder folgende Mittelzahlen: