Licence: In copyright
Credit: Gehirn und Kultur / von Georg Buschan. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.
61/80 (page 55)
![sehen lässt, erfordern, dass der Mensch, uni ihnen gewachsen zu sein, bereits in früher Jugend eine Masse von Wissen in sich anzuhäufen be- ginnt, dessen Aufnahme das noch im Wachstum begriffene Gehirn über alle Malsen anstrengen muss. Dazu kommt der Kampf ums Dasein im späteren Leben, der sich von Tag zu Tag schwieriger gestaltet. Nur derjenige läuft im allgemeinen seinem Nebenmenschen den Rang ab, der mit besseren geistigen Hilfskräften ausgestattet ins Leben tritt und rastlos bestrebt ist, unter Anspornung aller Kräfte weiter zu arbeiten. Dass unter solchen Umständen ein Ruin des Nervensystems nicht aus- bleiben kann, liegt auf der Hand. Neben den geistigen Anstrengungen tragen die beständig im Wachsen begriffene Genusssucht, der Alkoholis- mus, die Syphilis, der immer verfeinertere Genüsse ausklügelnde Sinnes- kitzel, die gewagtesten finanziellen Spekulationen, die erschütternden Ereignisse und Sensationsprozesse, mit denen unsere Tagesblätter voll- gespickt sind, sowie zahlreiche andere aufregende Momente weiter zum Bankerott unseres Nervensystemes bei. In den grossen Städten mrd der Kampf um die Existenz schwieriger, als auf dem Lande auszu- fechten sein. Daher sehen wir die Zahl der Geisteskranken dort schneller in die Höhe gehen, als hier. Der amerikanische Irrenarzt White hat an der Hand der geographischen Verteilung der Häufigkeit der Geisteskrankheiten in den Vereinigten Staaten gezeigt, in ^vie hohem Grade die Zivilisation ihre Zunahme begünstigt. Die höchste Zahl Geisteskranker stellen die Nordoststaaten New England und die Mittel- staaten (NeAv Hampshire, Vermont, Massachussets, Connecticut und New- 1 ork). Hier kommt eine geisteskranke Person auf 400 Einwohner. Von diesem Zentrum aus nimmt die Häufigkeit nach Westen, Süden und Südosten zu stetig ab, und zwar geht der Prozentsatz in den ein- zelnen Staaten mit der Dichte der Bevölkerung parallel, Je dichter diese sitzt, um so schwieriger ist für den einzelneii der Kampf um die Existenz, um so stärkerer Anspannung der Geisteskräfte bedarf es für ihn, um im Konkurrenzkämpfe nicht zu unterliegen, um so höher fällt die Zahl der Geisteskranken aus.. In New England und den mittleren Staaten ist die Bevölkerung am dichtesten gesät; hier komnien 107,37 Menschen auf die Quadratmeile und 51,5 der Be- völkerung leben in Städten von 8000 und mehr Einwohnern; dement- s])rechend kommt auch hier 1 Geisteskranker auf 359 Gesunde. In den südlichen Staaten an der atlantischen Küste umfasst die Quadratmeile ini Durchschnitt 32,98 Menschen; in ihnen wohnen nur 16,0*^/q in Städten von der soeben angegebenen Einwohnerzahl; und 1 Geistes- kianker kommt hier erst auf 935 Gesunde. Im wilden Westen endlich, wo nur 2,58 Menschen auf die Quadratmeile kommen und 29,9 der Bevölkerung in grösseren Städten leben, trifft man erst unter 1263 Menschen einen Geisteskranken an. — .Es nimmt auch in den Gross-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22408836_0063.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)