Die Staatsheilkunde im Lichte der Geschichte : ...neue Ausgabe des Schlusstheils [i.e. des 6ten buchs] seiner Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften / vom Gehermerath, Ritter und Professor Dr Emil Isensee.
- Isensee, Emil, 1807-1845
- Date:
- 1862
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Credit: Die Staatsheilkunde im Lichte der Geschichte : ...neue Ausgabe des Schlusstheils [i.e. des 6ten buchs] seiner Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften / vom Gehermerath, Ritter und Professor Dr Emil Isensee. Source: Wellcome Collection.
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![Dies ist die echte Theorie des Hippocrates über die Ge- roüthskrankheiten, welcher auch mehrere seiner Schüler treu blieben, wie wir uns überzeugen können, wenn wir in der Sammlung seiner Schriften die Beobachtungen und Bemerkungen über diese Krankheit in soweit man sie damals machen konnte, aufsuchen. Es ist schwer zu sagen, ob und welchem Ilippokratiker jene vernünftigen An- sichten ursprünglich zugehören, da die Abhandlung de insania in den Hippokratischen Schriften ziemlich entschieden apokryphisch sein dürfte. Jedenfalls lese man H. Nasse’s treffliche ,,De insania commentatio secundum libros Hippocraticos“, Bonn 1830, in welcher ein geistvoller Brief von Fr. Xhmh** (p. 76) nicht zu übersehen ist. In der Abhandlung über die Epilepsie sind die Functionen des Gehirns von Hippocrates mit einer grossen Genauigkeit angege- ben, wie folgt: ,,Nur mittelst des Gehirns ist der Mensch im Stande zu denken, und Freude, Lust und Wonne zu fühlen, und ebenso wird durch das Gehirn Schmerz, Traurigkeit und Aerger uns fühlbar und die Vernunft umnebelt. Ihm verdanken wir Ver- stand und Scharfsinn, das Gesicht, Gehör, die Schaam, die Kennt- niss des Guten und Bösen, des Angenehmen und Unangenehmen; es befähigt uns über jeden Gegenstand, seinen Gebrauch und den Nutzen, der uns in verschiedenen Lagen daraus erwächst, zu ur- theilen. Im Gehirn nimmt Blöd- und Wahnsinn seinen Ursprung, von ihm kommt Angst und Schrecken, Traum, Wahn und Irrthum jeder Art und so manche übel angebrachte Sorge. Diesen mannichfachen Zuständen sind wir unterworfen, wenn das Gehirn krank ist, wenn seine Substanz wärmer oder kälter, feuch- ter oder trockener als gewöhnlich ist. Wenn es feucht ist, so muss es nothwendiger Weise erschüttert sein {^spricht H. hier von Malacie nach Commotionen? cf. Rostan und L all e m a n d]. Die Folge davon ist Unsicherheit des Gesichts und Gehörs. Man hört und sieht falsch und die Sprache drückt das Gefühl aus, das durch das Gehör oder Gesicht bervorgebracht wird. So lange das Ge- hirn unversehrt ist, bleibt auch die Vernunft ungetrübt. (S. Tract. de Epilepsia c. VII.) 3. |Jci fern Römern. Bis in die ersten Jahre unserer Zeitrechnung ist die Ge- schichte der Behandlung der Gemüthskrankheiten ziemlich unfrucht- bar geblieben. Erst Rom, das die damalige Hauptstadt der Welt, in einer so allgemeinen Bedeutung, wie bisher keine Stadt, (selbst London nicht), als Welt-Centrum repräsentirte, erst Rom sag’ ich, liefert uns in dieser Hinsicht Einiges von Bedeutung. C'elHim, der, wie ich Th. I. p. 118. Note 5. zuerst gezeigt v. 30 vor Chr. bis 38 n. Chr. lebte, handelt in seinem Buch: De re me- dica die Gemüthskrankheiten ausführlicher ab. Zwar finden wir in seinen Schriften, wie in denen der alten Griechen j noch keine ge- naue SonderuDg und Unterscheidung der Gemüthskrankheiten; insbe-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b24757329_0146.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)