Die Staatsheilkunde im Lichte der Geschichte : ...neue Ausgabe des Schlusstheils [i.e. des 6ten buchs] seiner Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften / vom Gehermerath, Ritter und Professor Dr Emil Isensee.
- Isensee, Emil, 1807-1845
- Date:
- 1862
Licence: Public Domain Mark
Credit: Die Staatsheilkunde im Lichte der Geschichte : ...neue Ausgabe des Schlusstheils [i.e. des 6ten buchs] seiner Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften / vom Gehermerath, Ritter und Professor Dr Emil Isensee. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by Royal College of Physicians, London. The original may be consulted at Royal College of Physicians, London.
149/844 (page 1223)
![dern Arztes einigermassen entschädigt, welcher zwei Jahrhunderte später als jener gelebt hat. Wir meinen hier Caelius Aurelia- nus, dessen hinterlassene Schrift, wenn nicht so ausgezeichnet, doch viel vollständiger ist als die des Aretäus. [Ca el ius A u r el ia n us hat, wie er selbst angiebt, das Werk des Soranus in’s Lateinische übersetzt; allein man würde ihm Unrecht thun, sein Buch als eine blosse Uebersetzung anzusehen. Nicht länger als hundert Jahre nach Soranus übersetzte nemlich Cae- lius Aurelianus das Werk des Griechischen Arztes; unterdes- sen hatte die Wissenschaft und insbesondere die Praxis Fortschritte gemacht, mit denen der Uebersetzer seine Arbeit zu bereichern ver- stand, wie aus dem Buche selbst hervorgeht. Uebrigens hat das Werk des Soranus seinen Untergang gefunden., so dass sich nicht bestimmen lässt, welcher Antheil ihm zukommt; aber es würde un- billig sein, diesen Autor den Ruhm zu schmälern, welchen Caelius Aurelian seinem Werke entschieden theilweise verdankt. Sora- nus schrieb ungefähr 20 Jahre nach Aretäus; er kann, vom Ge- sichtspunkt der Geschichte aus, als Fortsetzer und Vollender der Arbeiten des Letztem betrachtet werden.] Da das Buch von Caelius unversehrt auf uns gekommen ist, so können wir darin alle therapeutischen Grundsätze aufgeführt fin- den, welche bei den Alten in Betreff der Gemülhskrankheiten be- kannt waren und Geltung hatten. Caellu» Aurelianus beginnt damit, die unterscheidenden Merkmale des Wahnsinns und der Raserei genau festzustellen: ,,ln der Abwesenheit des Fiebers liegt der erste Unterschied, wie schon angegeben worden ist; aber da man zugeben muss, dass ei- nige Wahnsinnige Fieber haben, so ist diese Unterscheidung zuwei- len ungenügend. Aber bei der Raserei geht das Fieber dem Irr- sinn voraus, bei den Irren dagegen geht die Störung der Seelen- kräfte dem Fieber voraus. Ein anderes Zeichen ist wohl zu beach- ten: in der Raserei ist der Puls schwach und schnell, in der Ma- nie ist er voll und stark. Sollte er indessen, was sehr selten zu geschehen pflegt, in den beiden Krankheiten gleichmässig schwach und concentrirt erscheinen, so wird man bei den Wahnsinnigen we- nigstens weder Crocidismus noch Carphologie (Sehnenhüpfen und Flok- kenlesen) beobachten, welche in einer heftigen Bewegung oder in ei- nem schnappendem Hin- und Herfassen der Finger besteht, als wenn sie nach in der Luft fliegenden Gegenständen haschen und greifen, oder andere festhalten wollten, die sie in den Händen hiel- ten. Diese Zeichen sind bei der Raserei charakteristisch, und wenn sie bei den für Wahnsinnige erkannten Kranken hinzutreten, so lässt sich nicht verkennen, dass die Raserei auf die Manie gefolgt ist, ebenso wie umgekehrt auch vorkommt, dass die Manie auf die Ra- serei folgt.“ (Caelius Aurelianus, Acut, morbor. 1.1.c. V. Trelat, Rech. hist, sur l’alienat. ment., s. auch Journal des progrüs, t. V. et VI. 1827.)](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b24757329_0149.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)