Die Staatsheilkunde im Lichte der Geschichte : ...neue Ausgabe des Schlusstheils [i.e. des 6ten buchs] seiner Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften / vom Gehermerath, Ritter und Professor Dr Emil Isensee.
- Isensee, Emil, 1807-1845
- Date:
- 1862
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Credit: Die Staatsheilkunde im Lichte der Geschichte : ...neue Ausgabe des Schlusstheils [i.e. des 6ten buchs] seiner Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften / vom Gehermerath, Ritter und Professor Dr Emil Isensee. Source: Wellcome Collection.
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![Pinel! Ln ganz Europa wurden sie beklagenswerter Weise groben und unwissenden Wärtern überlassen und in die abgele- gensten Winkel der Hospitäler verwiesen, am häufigsten in die Ge- fängnisse, wo sie einem Arzt nicht anders zu sehen bekamen, als wenn sie todtkrank wurden. Was die stillen Irrsinnigen betrifft, so schweiften sie in den Städten und auf dem Lande herum, wie es noch beut im ganzen Orient der Fall ist. Ebenso, wie im übrigen Eu- ropa, ging es in England zu: einige merkwürdige Kuren in diesem Lande im Laufe des vorigen Jahrhunderts, hatten bis zum Auftre- ten Pinel’s allerdings dazu beigetragen, den lluf der englischen Aerzte für die Behandlung der Gemüthskrankheiten auszubreiten; im Jahre 1715 aber haben die gerichtlichen Untersuchungen des eng- lischen Parlaments das schreckliche Loos der Wahnsinnigen in die- sem Lande an den Tag gebracht. Dasselbe fanden sie damals über- all. Wenden wir uns denn hinweg von einer leider so allgemeinen als schauerlichen Scene, um auch hier auf einen neuen Schauplatz zu treten. Dritte Epoche. Von der Schöpfung einer allgemein-humanem Rehandlungstveise der Irren bis zur Durchbildung einer speciell-practischen Empirie, oder: Von Langermann (1797), Crichton (1798) und Pinel (1800) bis auf Reil, Horn und Es q uirol. Bei dem Beginn der französischen Revolution im Jahre 1792 zum Vorsteher des ßicelre ernannt, schallte PINEL sogleich die Ket- ten ab, mit welchen die Wahnsinnigen gefesselt wurden; und indem er, wie er sich ausdrückt ,,seinen Doctorhut niederlegle“ studirle er die Gemüthskrankheiten rein practisch, und kam auf die Behandlung zurück, welche fünfzehn Jahrhunderte früher Caelius Aurelianus angewendet hatte. Seit dem Erscheinen seines Werkes über die Gemüthskrankheiten hat für diese eiue neue Aera angefangen. Unläugbar haben, auch schon vor Pinel, u. A. Stahl, Lorry, D a q u i n, C hi a- rugi, Langermann ausgezeichnet über diesen Gegenstand ge- schrieben; Lorry aber konnte sich nicht über die hergebrachten Ansichten erheben, und von ihrem Joche losmachen, ln seiner Ab- handlung über die Melancholie (de Melancholia et morbis melan- cholicis. Paris 1705) empfiehlt er fast ausdrücklich die Anwen- dung der Niesewurz. Besser berathen war Daquin; er eifert ge- gen den wiederholten Missbrauch der Aderlässe bei Gemütskran- ken, und besonders gegen die barbarische Gewohnheit, die Wahn- sinnigen zu züchtigen. (Daquin, Philosophie, de la folie. Cham- bery, 1791). Chiarugi verfolgte in seiner Abhandlung über den Wahnsinn die vorgezeichnete Bahn; indessen theilt er eine grosse Menge neuer Beobachtungen mit. (Chiarugi tnedicinisch- analytische Abhandlung über den Wahnsinn, ital. Florenz, 1794.) IjRiigeriiiaim vor Allen bat so Eminentes geleistet, dass er [mit Stahl als Begründer'1] der Seelenheilkunde von K. W. Ideler, Berlin 1835, dargestellt wurde. Indess iehlte es an dieser vor Bei-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b24757329_0163.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)