Hermanstädter Hebammen im 18. Jahrhundert / [Georg Zacharia Petrescu].
- Petrescu, G. Z. (Gheorghe Zaharia), 1874-1954.
- Date:
- 1931
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Credit: Hermanstädter Hebammen im 18. Jahrhundert / [Georg Zacharia Petrescu]. Source: Wellcome Collection.
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![die Besonnenheit der Unterweisungen von behördlicher Seite und die Vorsicht der Maßnahme, unbeholfenen Frauen eine Möglichkeit des gelegentlichen Ablehnens ihrer Verantwortung zu bieten. Wenn noch 1748 — da die Dr. Hutter angemeldete Berlinerin nicht gekommen war — die Kommunität abermals beschloß, »von draußen eine gute und von der medizinischen Fakultät examinierte Hebamme herein kommen zu lassen« und derselben als städtischen Amtfrau »pro anno 360 Fl., 12 Kübel Frucht, 12 Klafter Holz und freie Wohnung zu offerieren«, ist es wohl voraussetzbar, dass die Absicht, eine regelmäßige Ausbildungsstätte schon damals zu gründen, zu obigem erneuerten Beschluss des Magistrats Anlaß gegeben hat. Dementsprechend taucht eine neue Amtfrau auf. Die von den hiesigen Mundarten ganz unabhängige Titulatur »Hewanne«, in Begleitung deren der Name derselben urkundlich vorkommt, weist ihre auslän¬ dische Herkunft nach1. Katharina Ott — so hieß sie — war eine ältlichere Witwe katholischer Religion, die drei Töchter mit sich nach Hermannstadt brachte. Sie verheiratete sie hier und hinterließ ihnen nach Ableben (27. Januar 1765) ein schuldenfreies kleines Vermögen. Als zweite fremde Amtfrau erscheint Anna Maria Mike, auch eine Katholikin. Den 18. März 1751 wurde sie »nach bereits producierten Lehrbrieff, Documenten und Attestatis, auch nach bereits geschehenem Examine von H. Stadt-Physico, als eine geschworne Hebamme bey hiesigter Stadt angenommen«. Kaum hatte diese scheinbar recht kunst¬ fertige Frau ihr Amt 6 Jahre hindurch geübt, so konnte sie sich schon die Erwerbung eines eigenen Hauses vergönnen und reichte eine Bitte um Genehmigung den 4. Oktober 1757 ein. »Da aber der Supplicantin ihres Mannes Geburth und übrige zum Bürgerrecht gehörige Erfordernusse nicht bekannt sind, so kann ihr auch kein Haus-Kauff zugestanden werden«, war das Urteil des Magistrats. Da kaufte die arme Mikin kein Haus; doch muß sie sich darüber getröstet haben, denn sie lebte und wirkte noch zehn Jahre lang (f 15. August 1767). Es waren schöne Tage für fleißige und geschickte Geburtshelferinnen, die Zeiten, wo alle gesunden arbeitsamen Ehepaare sich eine Ehrenpflicht draus machten, der Bürgerschaft zahlreiche Sprossen zum Nachwuchs zu erzeugen. Geschickt und fleißig waren allerdings auch die einheimischen 1 Das Wort scheint aus dem althochdeutschen hefianna, hevannd entstanden und deckt sich im Sinne mit Hebemutter (J. and W. Grimm, Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1877). [In Großalisch wird heute noch die Hebamme sächsisch »de Heivan« genannt. G. A. Schüller].](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b30628763_0010.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)