Volume 1
Handbuch der allgemeinen Therapie / herausgegeben von H. v. Ziemssen.
- Date:
- 1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / herausgegeben von H. v. Ziemssen. Source: Wellcome Collection.
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![Dieser letzteren Hypothese zufolge könnte ein Organismus mit Peptonen allein und nur in Verbindung mit den nötliigen stickstoff- losen Nalirungsstoffen nur eine gewisse, wenn aucli ziemlich geraume Zeit hindurch am Leben erhalten werden, zur Erhaltung auf die Dauer ^\]xl•o ein Zusatz von soviel unverändertem Eiweiss nothwen- dig, als zum Wiederersatz der Gewebe erfordert wird. Dabei ist es nicht unwahrscheinlich, dass ein Gewichtstheil Pepton bei den Zer- setzungen im Körper einer gleichen Menge Eiweiss vollständtg äquivalent ist, so dass also die eiweissersparende Wirkung dieser Stoffe jedenfalls viel grösser ist als die des Leims. Es ist klar, dass die Peptone auch dann, wenn sie durch weitere Versuche als untauglich zur Gewebsbildung befunden werden sollten, dessenohngeachtet sehr werthvolle Nahrungsstoffe bilden, welche bei Kranken die Eiweissnahrung voraussichtlich Monate lang verti-eten iönnen und dabei den grossen Vortheil darbieten, dass sie ohne Wei- ;eres leicht resorbirbar sind. Es würde aber nur ein verhältniss- mässig geringer Zusatz von unverändertem Eiweiss zur Nahrung nöthig sein, um jeden Eiweissverlust vom Körper aufzuheben und auch einen Ansatz zu erzielen. In diesem Sinne lassen sich auch alle biskerigen klinischen Erfahrungen über die Ernährung mit Pepto- nen deuten. Der Anstoss für die Zerlegung der Eiweissstoffe im Körper wird von den thierischen Zellen geliefert und zwar oline active Mit- wirkung des Sauerstoffs, welcher nur allmählich in die Spal- tungsproducte eintritt. Pettenkofer und Voit haben gefunden, dass unter Umständen sämmtlicher Stickstoff der Nahrung im Harn und Koth wieder austritt, während ein Theil des im Eiweiss ent- haltenen Kohlenstoffs im Körper zurückbleibt. Die genannten For- scher haben daraus den Schluss gezogen, dass das Eiweiss im Körper in einen stickstoffhaltigen und in einen stickstofffreien Antheil ge- spalten werde, welch' letzterer nahezu die Zusammensetzung des Fettes hat.') Weitere Beobachtungen haben ergeben, dass das Fett ein regelmässiges Spaltungsproduct der Eiweiss- körper darstellt, welches je nach den im Körper vorhandenen Bedingungen weiter zu Kohlensäure und Wasser zerlegt oder im Or- ganismus abgelagert wird. Unter pathologischen Verhältnissen kann die Sauerstoifaufnalime in den Körper verringert und die Eiweisszersetzung sehr bedeutend gestei- 1) Nacb Henneberg werden aus 100 Grm. Eiweiss 33.5 Gm. Harnstoff ab- gespalten, während zu dem Rest von 66.5 Grm. 12.3 Grm. Wasser hinzutreten; nach Ausscheidung von 27.4 Grm. Kohlcnsäiu-e entstehen hieraus 51.39 Grm. Fett.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21906981_0001_0047.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)