Uber die Functionen von Hirn und Ruckenmark : gesammelte Mitteilungen.
- Hermann Munk
- Date:
- 1909
Licence: In copyright
Credit: Uber die Functionen von Hirn und Ruckenmark : gesammelte Mitteilungen. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by UCL Library Services. The original may be consulted at UCL (University College London)
298/384 (page 290)
![Indes siellke sicli bei niilicrer HcLracliliing die Saclilugc niclit so gunstig diir. Denn nach Jlrn. Luciani war dor kontinuierlichc ver- siiirkcnde Einfliiss des Kieinliirns auf die Tiitigkeit dor ubrigon Ncrven- zentren die Funktion xai s^oxrji' des Organes im ]3ewegungsai)parate des Tieres und liaite weiter das Kleinliirn „kein eigenes, d. h. ausschiioss- Jich ihm vorbchaltenes Wirkimgsfeld, mit anderen Worten, hatie das Kleinhirn nicht noch „stunTiiscl), diskontinuierlich und variabel nach den ausseren Umstanden cine besondere Aufgabe fur das Zustande- bringen von Bewegungen zu erfiillen, wie sie den anderen zum Be- wegungsapparate gehorigen Zentralorganen, dera Grosshirn, dem Mittelhirn usw., bei den ReUex- und Willkiirbewegungen zukommt. Dagegen war nach meinen Ergebnissen der verstarkcnde Einfluss des Kleinhirns nicht seine Funktion xaz i'^ox^^^ im Bewegungsapparate des Tieres, sondern eine Funktion, die das Kleinhirn mit der Grosshirnrinde, den Prinzipal- zentren, den Markzentren gemein hat, und war es nicht ausgeschlossen, im Gegenteil sogar wahrsclieinlich, dass das Kleinhirn ausserdem noch eiu eigenes Wirkungsfeld besitzt, ebenso noch eine spezifische Funktion fiir das Zustandobringen von Bewegungen hat, wie es bei der Grosshirn- rinde, den Prinzipalzentren, den Markzentren der Fall ist. Ferner sollte nach meiner Folgerung die Verstarkungsfunktion des Kleinhirns, um Hrn. Lucianis kurze Ausdrucksweise zu benutzen, lediglich in tonischer und sthenischer Wivkung zum Ausdruck kommen, nicht aber in statischer Wirkung; denn solche Storungen, wie sie von Hrn. Luciani als astatische neuro-muskulare Erscheinungen infolge der Verstiimmelung des Kleinhirns beschriebcn imd zusammengefasst waren, batten sich nicht als Folgen des Sensibilitatsverlustes eines Korperteiles gezeigt. Mochte sich da an sich auch annelimen lassen, dass solche Storungen aus irgendwelchem Grunde mir entgangen waren, so war doch, wenn man die letztere Ab- weichung mit der ersteren zusammenhielt, viel mehr an die Moglichkeit zu denken, dass Hr. Luciani zu Unrecht die statischen Wirkungcn mit den tonischen und sthenischen verkoppclt hatte, und dass in den statischen Wirkungen gerade die spezifische Leistung des Kleinhirns zu Tage trat. Dass alteren Vorstellungen iiber die Yerrichtungen des Kleinhirns, die Hr. Luciani ganz verworfen hatte, und die trotzdem — auch nach den klinischen Erfalirungen am Menschen — immer wieder- kehrten, so doch noch eine Berechtigung zukommen konnte, war nur geeignet, den Gedanken zu unterstiitzen. Auf grund dieser Erwagungen erschien mir die Priifung geboten, ob Hrn. Lucianis Thoorie des Kleinhirns zureichend war oder ob sie der Abiinderung in den Grundzugen bedurfte. Die Folgen der Durch-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21272657_0302.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)