Uber die Functionen von Hirn und Ruckenmark : gesammelte Mitteilungen.
- Munk, Hermann, 1839-1912.
- Date:
- 1909
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Credit: Uber die Functionen von Hirn und Ruckenmark : gesammelte Mitteilungen. Source: Wellcome Collection.
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![der Vorder- nnd Vordersoitenstrange dcs Riickenmarks degoneriert ge- fimdcn werdcn. Wic die Prinzipalzcntrcn, kann das Klcinliirn vinahhiingig vom Grosshirn tatig sein. An den kleinen Saugeticren [Kaninclien, ^lecr- schweinchen, Ratte^)] und — nach Goltz' Scliilderung seiner Versuchs- tiere^) — am Hunde vollzieht sich die feinere Gleichgewichtserlialtung beim Liegen, Stehen, Gchen, Laufen noch nach dem voUigen Verluste des Grosshirns, und die Erfolge der experimenlellen Rei/ungen des Kleinhirns lassen iibersehen, dass auch sonst Leistungen des Kleinliirns ohne Zutun des Grosshirns zustandekommen konnen infolge von mechanischen, entziindlichen u. dergl. unmittelbaren Angriffen des Klein- hirns, wie unter Umstanden wohl auch infolge von peripherischen Reizungen oder Reizungen eng mit dem Kleinhirn verbundener zentraler Organe. Aber in der Norm ist das Kleinhirn dem Grosshirn untertan, wird vom Grosshirn, wie die Folgen unserer Kleinhirnexstirpationen lehren, das Kleinhirn als eigens vorgebildeter Bewegungsapparat, soweit dessen Leistungen reichen, fiir die Herbeifiihrung und Unterhaltung von willkiirlichen Haltungen und Bewegungen des Tieres benutzt, werden vom Grosshirn zweckmassige Gemeinschaftsbewegungen von AVirbelsaule und Extremitaten mittels des Kleinhirns zur Ausfiihrung gebracht. Und wenn so das Grosshirn die Leistungen des Kleinhirns in Anspruch nimmt, geschieht es, wie wenn das Grosshirn mittels der Prinzipalzentren des Hirnstammes die Geh-, Lauf- und Eletterbewegungen der Extremitaten herbeifiihrt, dass es die Leistungen des ihm untergeordneten Organes mit eigenen weiteren Leistungen unterstiitzt. Jene Geh-, Lauf- und Kletterbewegimgen erfahren seitens der Extremitatenregionen der Grosshirnrinde eine Vervollkommnung oder Verfeinerung, indem die Bewegungen der Extremitaten und besonders die — den Prinzipalzentren ebensowenig wie dem Kleinhirn unmittelbar unterstehcndcn — Bewegungen ihrer untcren Glieder den gegebenen ausscren Vcrhaltnissen, wie Form, Harte, Glatte des Bodcns odor der Stange usw., auf reflektorischem Wege angepasst werden^). Solche Rindenreflexe kommen auch den Leistungen des Kleinliirns zu Hiilfe, vor allem seiner feineren Gleichgewichtserhaltung beim Gehen und Stehen, die ja durcli ein schlechtes Aufsetzen und Aufstehen der Fussc des Tieres erschwert sein wiirde und unwirksam werden konnte. Von den vielen Belegen, welche dafur die Folgen der Scliiidigung der Extremitatenregionen liefern, sei nur des interessantesten und biindigsten 1) Vergl. Grosshirnrinde 219 (T. 2) Pfliigers Arch. 51. 1892. 570 (T. 3) Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1878. 174. — S. oben 72-7, 92.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21272657_0386.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)