Uber die Functionen von Hirn und Ruckenmark : gesammelte Mitteilungen.
- Hermann Munk
- Date:
- 1909
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Credit: Uber die Functionen von Hirn und Ruckenmark : gesammelte Mitteilungen. Source: Wellcome Collection.
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![Hr. Goltz^) mitgctcilt. Die Eeflexerregbarkeit dus Riickcnmarks steigere sich oft einige Zeit nacli der Durchspillung des Grosshirns in ausscr- ordentlicliera Grade. Aul das erste Stadium der Hemmung folge haiifig ein Stadium oiner formliclien Entfesselung der reflektorischen Vorgiinge. Den Kratzrellex iu grosser Intensitat liervorzurufen, bedilrfe es dann nur eines ganz geringfugigen Reizes, — fast nur einer Beriilirung der Ilaut, wie Hr. Goltz sagt, der leisestcn Bcriihrang, sogar oft nur des Streichens der Haare, wie wir von Hrn. Gergens lioren. Dass die Bewegung rein refiektorischer Natur ist und nicht von der Willkiir belierrsclit, gehe niclit bloss aus der Art ihres Auftretens, ihrer Heftigkeit, ihrer Dauer, ihrem Yerlaufe, sondern ganz besonders audi aus dem gieichzeitigen Verhalten des Plundes hervor, der, trotz dem niclit selten voUstandig ausbleibenden Nutzen der Bewegung, ganz gleichgiiltig bleibt, frisst, sich mit anderen Dingen beschaftigt^). Besonders deutlich trete die abnorme Eeflexerregbarkeit auf beiden Seiten ])ei solclien Tieren hervor, denen mogiichst rasch nach Vernarbung der bei der ersten linksseitigen Durchspillung gesetzten Yerietzung ein zweiter gieicher rechtsseitiger ^Vngriff geraacht ist.3) Nach Hrn. Gergens iiberdauerte der Ziistand oft Monate lang die vollstandige Hcilung dor Kophvunde. Nach Hrn. Goltz ging nach Wochen die anomale Erliohung der Erregbarkeit zuriick, Avar die Erscheinung immer vorubergehender Natur. Spiiter liat Hr. Goltz*) nach beiderseitiger Ausspiilung den Kratzreflcx 1—2 Jaln^e nacli der Yerstiimmelung gesehen, zugieich auch andere Reflexbewegungen, wobei er aber durchaus nicht leugnen wollte, dass denselben bewusste Emp- findungen vorangehen. Und als Hr. Goltz erkannte, dass die „Lappen des Grosshirns sicher nicht dieselbe Bedeutung haben^). hat er sich auch davon iiberzeugt^), dass die Steigerung der Reflexerregbarkeit sich regelmassig nach grosser doppelseitiger Yerstummelung des Yorderhirns zeigt, nicht aber nach tiefer und ausgedehnter Abtragung an den Hinter- hauptslappen. Endlich hat neuerdings Hr. Goltzan einem liunde, welchem das ganze Grosshii-n abgetragen war, nach 18 Monatcn neben anderen Reflexen den Kratzrellex und auch das Taktschlagen be- obachtet. Nacli der Totalexstirpation der Extrcmitiitenregionen kommt es zu oiner so hohen Reflexerregbarkeit, wie sie die HH. Goltz und G ergens 1) Pflugers Arch. 14. 1877. 427-8. 2) Gergens, a. a. 0. 342. 3) Derselbe, a. a. 0. 341. 4) PHugers Arch. 20. 1879. 23; 26. 1881. 10. 5) Ebenda 34. 1884. 504. 6) Ebenda 475-7, 483, 499, 502—3. 7) Ebenda 51. 1892. 576-7. 3*](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21272657_0045.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)