Uber die Functionen von Hirn und Ruckenmark : gesammelte Mitteilungen.
- Hermann Munk
- Date:
- 1909
Licence: In copyright
Credit: Uber die Functionen von Hirn und Ruckenmark : gesammelte Mitteilungen. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by UCL Library Services. The original may be consulted at UCL (University College London)
50/384 (page 40)
![heit unserer Versiiclie im Goltzschen Sinne nur fiir einc crste Zeit nacli der Hirnverletzung die Rede sein kann, imd finden sclbst durch diesc UnvoUkoramenlieit die Leistungen der Extremitiitenregionen erhellt. Die Extreraitiitenregionen, durch besondere Leitungsbahnen mit den Jleflex- zentren der gegenseitigen Extremitaten verkniipft, iiben auf diese Zentrcu durch die Bahnen in der Norm cinen zweifaclien Einfluss aus: sie be- wirken, dass die Zentren auf der Erregbarkeit verharren, welclic sie am unversehrten Tiere besitzen, und niclit die betrachtlicliei-e Erregl)arkeit gewinnen, welche sie, von der Verbindung mit den Extremitiitenregionen befreit, in selbstandiger Entwickelung allmiihlicli anzunelimen verraogen; und sie hemmen die Tatigkeit der Zentren, wenn von der Gross- hirnrinde lier eine Hemmung der Reflexe der betreffenden Extremitaten erfolgt. Das Ergebnis bringt in Erinnerung, dass einst Hr. Setschenow^) am Frosche, auf grund von liirn-Durclischneidungen und -Reizungen, Hemmungsfasern von Hemmungsmechanismen aus, welche in den Tha- lami und Lobi optici und in der ]\lediilhi oblongata gelegen sein soUten, zu den Reflexzentren des Riickenmarks ziehen liess und, indcm er fiir diese Plemmungsfaserii in der Norm einc schwache tonisclie Erregung annalim, die Rcflexverstarkung nacli dem K()pfen des Frosches erklarte. Spiitci hat Mi'. Sctsclienow selber die Annahme der tonischen Er- I'egung seiner Hemmungsfasern widerlegt und die Reflexverstiirkung nach dem Kopfen auf die Reizung des Riickenmarks(|uerschuittes zuriick- gefiihrt.2) Trotzdem hat sicli die Setschenowsclie Lehre in ihrer ur- spriingliclien Form erhalten und wird an die Existenz der Setschenow- schen Hemmung ncben der willkiirlichen Hemmung gedacht.^) Ich will deshalb bemerken, dass das Ansteigen dei- Reflexerregbarkeit, welches sicli bei unserer Untersuchung ergab, keinesfalls von dem Fortfallcn einer tonischen Erregung Setschcnowscher Hemmungszentren oder Hemmungsfasei'ii sich ableitcn liisst, weil es niclit ivisch der Unter- brechung der Leitungsbahnen folgt, sondcrn noch nach der Yernarbung der AVundo in langer Zeit ganz allmiildich statthat. Im iibrii>en ist die Setschenowsche Hemmung, wie die Dinge zur Zeit liegen, viel zu dunkel, als dass sie sicli in eine niitzliclie Beziehung zu unseren Er- mittelungen setzen liesse. Zu betrachten bleibt endlich noch die andere Yeranderung der 1) Physiologiscbe Studien iiber die Hemmungsmechanismen fiir die Rcflexlatig- keit des Riickenmarks im Gehirne des Frosches. Berlin 1863. 2) Setschenow und Paschutin, Neue Versuche am Hirn und Kiickenmark des Frosches. Berlin 1865, 3) L. Hermann, Lehrbuch der Physiologie. 10. Aufl. Berlin 1892. 413, 419. — L. Landois, Lehrbuch der Physiologie des Menschen. 7. Auil. Wien 1891. 775.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21272657_0050.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)