Gesammelte Abhandlungen zur wissenschaftlichen Medicin / von Rudolf Virchow.

  • Rudolf Virchow
Date:
1862
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Credit: Gesammelte Abhandlungen zur wissenschaftlichen Medicin / von Rudolf Virchow. Source: Wellcome Collection.

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    kommen des äusseren, plastischen Akts schaffi, ist eme mechanische Bewegung, welche auf den gcwöhnliclien chemischen, und physika- lischen Gesetzen beruht, d. h. welche die gewöhnlichen Eigenschaften der in dem Blastem cntlialtencn Stoffe manifest werden lässt. Allein diese Bewegung ist erregt durch etwas, das nicht diese BcAvegung selbst ist. Was ist nun dieses Andere? Man hat es Leben, Lebenskraft, Lebensprincip, essentielle Kraft,. Seele oder wie sonst genannt. Man hat damit eine Formel gefunden, aber die Grösse, für welche diese Formel eingesetzt wui-de, bUeb eine unbekannte. Ist dieses Andere spontan? Jahrhunderte lang hat diese Frage in der Naturwissenschaft auf- o-eworfen gelegen und die fortschreitenden Erfahrungen haben bald die eine, bald die andere Partei zur herrschenden gemacht. Generatio aequivoca (spontanea) und Omne vivum ex ovo!*) Seitdem wir die Fortpflanzung des thierischen Lebens durch Thei- lung und Knospenzeugung kennen gelernt haben, ist die letztere Partei- Formel zu eng geworden. Die Frage muss jetzt so gestellt werden: Wird die Lebensbewegung immer erregt durch die Mittheilung der Bewegung oder gibt es eine Spontaneität der Erregung? Die empirischen Thatsachen gestatten noch immer keine ganz ent- scheidende Beantwortung dieser Frage, Nachdem sie von dem Gebiet der Entozoen zurückgeworfen ist, erheben sich wieder Zweifel über die Pilze. AJlein alle bekannten Thatsachen sprechen gegen die spontane Erregung in gegenwärtiger Zeit, gegen die Epigenese. Nirgends ent- stehen neue Formen, immer reproduciren sich die alten mit der Fähig- keit der fortgehenden Erregung, der Fortpflanzung. > Die Geschichte lehrt uns freilich, dass Perioden dagewesen sind, wo neue Formen entstanden. Die Paläontologie zeigt uns, däss die ältesten Schichten der Erdrinde keine Spuren lebender Wesen darbieten, und dass erst im Laufe von Revolutionen, deren Dauer undenkbar ist, nach und nach die Oberfläche unseres Weltkörpers mit Pflanzen und Thieren belebt worden ist. Schicht um Schicht der Erdrinde birgt andere Formen des Lebens, bald ganz neue Klassen von Pflanzen oder Thieren, bald bis dahin unerhörte, nachher nie wieder gesehene Ge- schlechter. War nun damals eine Spontaneität der Erregung? wurde damals, am fünften und sechsten Tage unseres Weltkörpers das „Es werde der Schöpfung gesprochen? Unsere Wissenschaft vermag die Zeugnisse zur BeantM'ortung solcher Fragen nicht zu liefern. Allein, wenn es riclitig ist, was man von der Constanz der ^laterie und von der Constanz der Kraft gesagt hat, so folgt daraus auch die Constanz der Beioegung, und es bleibt uns dann nichts weiter übrig, als anzunehmen, dass bei den grossen Revolutionen der Erde Momente