Gesammelte Abhandlungen zur wissenschaftlichen Medicin / von Rudolf Virchow.
- Rudolf Virchow
- Date:
- 1862
Licence: Public Domain Mark
Credit: Gesammelte Abhandlungen zur wissenschaftlichen Medicin / von Rudolf Virchow. Source: Wellcome Collection.
43/1052 (page 25)
![eingetreten sind, wo die bis dahin bostandcne Bewegung, vielleicht durch die Beziehungen, welche der p]rdk(irper zu anderen Theilen unseres Son- nensystems erlangte, plötzlich grosse Veränderungen erfuhr, wo die Be- dina-una'cn zur Manifestation der chemischen und physikalischen Eigen- Schäften der Körper in einer ganz neuen Weise auftraten, un<l nuleni sich die alten A'crbindungcn lösten, neue Zusammensetzungen gefügt wurden, deren Mannichfaltigkeit und Wunderbarkeit sich begreift, wenn man die Lebhaftigkeit der chemischen Anziehung bei Verbindungen in statu nascente erwägt. Die Chemie hat noch keinen der Blastemkörper (Faserstoff, Eiweiss, Stärke etc.) aus den Elementen zusammensetzen, die Physik noch keinen dieser Körper, wenn er gegeben war, ausserhalb des Lebendigen, zur Organisation, zur Zellenbildung zwingen können. Was liegt daran? Wenn -uns die Geschichte der Erde zeigt, dass eine Zeit existirte, wo keiner dieser Blastemkörper vorhanden war und auch nicht vorhanden sein konnte; wenn wir sehen, dass dann bestimmte Perioden eintraten, wo diese Körper und aus ihnen orgam'sche Formen sich zusammensetzten, was dürfen wir daraus scUiessen, wenn nicht das, dass unter ganz un- gewöhnlichen Bedingungen das Wunder d. h. die momentane Offen- barung des sonst latenten Gesetzes geschah? Es ist damit keineswegs gesagt, dass die Perioden der Schöpfung geschlossen sind oder dass es der Forschung der mechanischen Wissen- schaften niemals gelingen werde, diese ungewöhnlichen Bedingungen im kleinen Maassstabe willkürhch zu setzen, wirklich einmal produktiv zu werden und Eiweiss, Stärke oder Zellen zu „machen. Aber es ist damit wohl gesagt, dass bis jetzt die Bedingungen für das Um- schlagen der gewöhnlichen mechanischen Bewegungen in vitale vollkoiranen unbekannt sind, dass die ungewöhnlichen Bedingungen, unter denen in . den Zeiten der gewaltigsten Erdrevolutionen die zu neuen Verbin- dungen zurückkehrenden Elemente in statu nascente die vitale Be- wegung ei'langten, jetzt nirgend vorhanden sind und dass alles Leben, das ims gegenwärtig erkennbar' wird, nur ein mitgetheiltes, von Ein- heit zu Einheit sich fortpflanzendes ist. Wenn wir die Lebensvorgänge übersehen, so haben wir also ein Bekanntes und ein Unbekanntes von einander zu sondern. Das Er- regende der Bewegung liegt vor aller Beobachtung, die Bewegung selbst ist unserer Forschung nach allen Richtungen, bald mehr, .bald weniger zugänglich. Die Bewegung selbst ist eine mechanischo, denn wie sollte sie sonst zu unserer Kcnntniss kommen, wenn sie nicht auf die sinnlichen Eigenschaften der Körper begründet wäre? Die Träger der Bewegung sind bestimmte chemisclie Stoffe, denn wir kennen keine anderen Stoffe im Körper, als chemische. Die einzelnen Bewegungsaktc reduciren sich auf mechanische (physikalisch-chemische) Veränderungen der die](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b20402338_0043.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)