Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse : oder die Lehre von den Operationen, von den Reagentien und von dem Verhalten der bekannteren Körper zu Reagentien ... / Für Anfänger und Geübtere bearbeitet von dr. C. Remigius Fresenius ; mit einem Vorwort von Justus von Liebig ; mit in den text eingedruckten Holzstichen.
- Carl Remigius Fresenius
- Date:
- 1874
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Credit: Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse : oder die Lehre von den Operationen, von den Reagentien und von dem Verhalten der bekannteren Körper zu Reagentien ... / Für Anfänger und Geübtere bearbeitet von dr. C. Remigius Fresenius ; mit einem Vorwort von Justus von Liebig ; mit in den text eingedruckten Holzstichen. Source: Wellcome Collection.
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![§. 4.] Die Fällung oder Präcipitation. §• 4. 3. Die Fällung oder Präcipitation. Sie unterscheidet sich von der Krystallisation dadurch, dass bei einer Fällung der Uebergang des gelösten Körpers in feste Form nicht wie bei jener allmählich, sondern plötzlich, oder wenigstens mehr oder minder rasch erfolgt, gleichgültig ob der sich abscheidende Körper krystalli- nisch oder amorph ist, ob er in der Flüssigkeit untersinkt, schwebt oder aufsteigt. Eiue Fällung wird entweder veranlasst durch die Verände- rung des Lösungsmittels, — so scheidet sich Gyps aus seiner Auflösung in Wasser augenblicklich ab, wenn man dieses durch Zusatz von Alkohol in verdünnten Weingeist verwandelt; — oder sie ist Folge der Ausschei- dung eines in der vorhandenen Flüssigkeit unlöslichen Eductes, — so wird metallisches Kupfer gefällt, wenn man die Lösung des Chlorkupfers mit Zink in Berührung bringt, denn es wird dadurch abgeschieden und ist in dem vorhandenen Wasser nicht auflöslich; — oder die Ursache einer Fällung ist endlich das Entstehen neuer in der vorhandenen Flüs- sigkeit unlöslicher Verbindungen durch einfache oder doppelte Affinität (Wahlverwandtschaft), — so entsteht eine Fällung von oxalsaurem Kalk, wenn man essigsaurer Kalklösung Oxalsäure zusetzt, — von chromsaurem Bleioxyd, wenn gelöstes chromsaures Kali mit gelöstem salpetersaurem Bleioxyd vermischt wird. Bei solchen Zersetzungen durch einfache oder doppelte Affinität bleibt meistens eine der entstehenden Verbindungen, oder auch der educirte Körper, aufgelöst, wie in den angeführten Beispie- len das Chlorzink, die Essigsäure und das salpetersaure Kali. Es können jedoch auch Fälle eintreten, in welchen sich Educt und Product oder zwei Producte niederschlagen und in der Flüssigkeit Nichts gelöst bleibt, z. B. beim Vermischen von schwefelsaurer Magnesialösung mit Barytwasser, oder beim Fällen einer Auflösung von schwefelsaurem Silberoxyd mit Chlor- baryum. Der Zweck einer Fällung ist entweder, wie bei der Krystallisation, Gewinnung einer Substanz in fester Form, oder Trennung eines Körpers von anderen in derselben Lösung enthaltenen Stoffen. In der qualitativen Analyse dient diese Operation auch besonders häufig zur Erkennung von Körpern an der Farbe, überhaupt den Eigenschaften und dem Verhalten derselben, wenn sie isolirt oder in einer Verbindung niedergeschlagen wer- den. — Der feste Körper, welcher sich bei einer Fällung abscheidet, heisst Niederschlag oder Präcipitat, die Substanz, welche die Abscheidung unmittelbar veranlasst, das Fälluiigsmittel. Die Niederschläge werden je nach ihrer Beschaffenheit zu näherer Bezeichnung verschieden benannt ; so unterscheidet man kiystallinische, pulverige, flockige, käsige, gelatinöse Niederschläge u. s. w. — Niederschläge, welche dem unbewaffneten Auge nur pulverig erscheinen, geben sich — unter dem Mikroskope betrachtet — nicht selten als aus lauter kleinen, oft sehr regelmässigen Kryställchen be- stehend zu erkennen, und häufig lassen sich auf diese Weise scheinbar gleich](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28126774_0039.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)