Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse : oder die Lehre von den Operationen, von den Reagentien und von dem Verhalten der bekannteren Körper zu Reagentien ... / Für Anfänger und Geübtere bearbeitet von dr. C. Remigius Fresenius ; mit einem Vorwort von Justus von Liebig ; mit in den text eingedruckten Holzstichen.
- Carl Remigius Fresenius
- Date:
- 1874
Licence: Public Domain Mark
Credit: Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse : oder die Lehre von den Operationen, von den Reagentien und von dem Verhalten der bekannteren Körper zu Reagentien ... / Für Anfänger und Geübtere bearbeitet von dr. C. Remigius Fresenius ; mit einem Vorwort von Justus von Liebig ; mit in den text eingedruckten Holzstichen. Source: Wellcome Collection.
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![Flammentheil dient öfters dazu , flammenfärbende leichter flüchtige Kör- per neben flammenfärbenden schwerer flüchtigen zu entdecken, da bei der relativ niedrigen Temperatur jene sich auf Augenblicke allein verflüchti- gen und die dadurch bedingten Flammenfärbungen vorübergehend rein und unverdeckt zum Vorschein kommen. 2. Der Schmelzraum. Er liegt bei ß etwas oberhalb des ersten Drittels der ganzen Flammenhöhe, gleichweit von der äusseren und inne- ren Begrenzung des Flammenmantels entfernt, der in dieser Höhe seine grösste Dicke erreicht hat. In diesem Theile der Flamme herrscht die höchste Temperatur (nach Bunsen etwa eine solche von 2300° C.) und er dient daher zur Prüfung der Stoffe auf Schmelzbarkeit, Flüchtigkeit, Lichtausstrahlung und zu allen Schmelzprocessen in hoher Temperatur. 3. Der untere Oxydationsraum liegt im äusseren Rande des Schmelzraumes bei y und eignet sich besonders zur Oxydation von in Glasflüssen aufgelösten Oxyden. 4. Der obere Oxydationsraum bei £ wird durch die obere nicht leuchtende Flammenspitze gebildet. Die Wirkung desselben ist am kräf- tigsten, wenn die Zugöffnungen der Lampe völlig geöffnet sind. Er dient zum Abrösten flüchtiger Oxydationsproducte und überhaupt zu allen Oxy- dationen , für welche keine allzu hohe Temperatur erforderlich ist. 5. Der untere Reductionsraum liegt bei 8, also im inneren, dem dunkeln Flammenkegel zugekehrten Rande des Schmelzraumes. Die reducirenden Gase sind an dieser Stelle noch mit atmosphärischem Sauer- stoff gemengt, wirken daher nicht mit voller Kraft reducirend und lassen in Folge dessen manche Substanzen unverändert, die in der oberen Re- ductionsflamme desoxydirt werden. Dieser Flammentheil ist besonders geeignet zu Reductionen auf Kohle und in Glasflüssen. 6. Der obere Reductionsraum liegt bei r] in der leuchtenden Spitze, welche sich über dem dunkeln Flammenkegel bei entsprechendem Schliessen der Zuglöcher bildet. Die Beschränkung des Luftzutritts darf nie so weit gehen, dass ein in die'leuchtende Spitze gehaltenes, mit kal- tem Wasser gefülltes Proberöhrchen sich mit Russ beschlägt. Dieser Flammentheil enthält keinen freien Sauerstoff, ist reich an abgeschiede- ner glühender Kohle und wirkt daher viel stärker reducirend als der un- tere Reductionsraum. Man benutzt ihn besonders zur Reduction von Me- tallen, welche in Gestalt von Beschlägen aufgefangen werden sollen. Mit Hülfe einer solchen Gasflamme lassen sich — wenn man die wärmeausstrahlende Oberfläche der zu erhitzenden Körper so klein als möglich macht — eben so hohe, ja noch höhere Temperaturgrade als mit der Löthrohrflamme erzielen und unter Benutzung der verschiedenen Flammentheile Reductions- wie Oxydations-Processe aufs Beste ausführen. Um das Verhalten der Stoffe für sich in höheren Temperaturen zu studiren — ihre Lichtemission, Schmelzbarkeit, Flüchtigkeit, Fähig- keit dir Flamme zu färben — bringt man sie an dem Oehr eines Platin- drahtes in die Flamme, dessen Dicke die eines Pferdehaares kaum über-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28126774_0060.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)