Die Doppelnath zur Damm-Scham-Scheidennath und zu den Höhlennathen überhaupt : nebst Bemerkungen über die Tragweite dieser Operation zur Heilung der Gebärmuttervorfälle / von H. Küchler.
- Küchler, Heinrich Georg, 1811-1873.
- Date:
- 1863
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Credit: Die Doppelnath zur Damm-Scham-Scheidennath und zu den Höhlennathen überhaupt : nebst Bemerkungen über die Tragweite dieser Operation zur Heilung der Gebärmuttervorfälle / von H. Küchler. Source: Wellcome Collection.
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![Wende], Barbara, Nikolaus Wittwe von Niederkinzig, 66 Jahre alt, ohne Kinder, von robustem Körperbau, litt an vollkommenem Gebär« muttervorfall, der seit 10 Jahren bestanden hatte, und durch schweres Arbeiten allmälig entstanden sein soll. Der Muttermund stand gewöhn- lich ganz ausserhalb der Vulva hinter dem wie ein runder Ballen vorge- fallenen vorderen Scheidengewölbe, der Damm war nach zwei Seiten hin eingerissen und vernarbt, zwischen beiden Rissen wölbte sich auch das hintere Scheidengewölbe auf dem Dammriss nach aussen. Der Vorfall der Gebärmutter wird vollkommen beim Gehen, beim Versuch zu Stuhl zu gehen, zu uriniren, beim Zusammenkauern des Unterleibes. Es findet beständig blutige Absonderung aus den Genitalien statt, Die Hände der Patientin sind ganz glatt geworden, weil jede schwere Arbeit ihr unmög- lich ist. Die Operation geschah im Landkrankenhause, unter Assistenz des Herrn Stabsarztes Dr. Reuling und Obermedicinalrath Dr. Pfannmüller am 30. Juni 1854. Die Lagerung war die Seitensteinschnittlage, die Vor- bereitung geschah durch Katheter, Clysma und Chloroformirung der Pa- tientin, die Spannung der grossen Lippen und Narbenränder des Dammes ward mit Museux'schen Zangen besorgt; nach der gehörigen Anfrischung in Kartenherzform wurden zuerst drei innere Scheidenhautnathen, dann folgend 4 Totalnathen durch die ganze Dicke des angefrischten Dam- mes angelegt, durch Schliessung der inneren Nathen die Wunde zuerst in eine nicht penetrirende verwandelt und dann die Totalnathen aussen geschlossen. Während der Schliessung der äusseren Nath wurden die Kniee einander genähert, die Einlagerung des wohlverstopften Katheters vor der Schliessung der vordersten Totalnath besorgt. Nach der Opera- tion Lagerung mit erhöhtem Kreuz und Verabreichung von 10 Tropfen Opiumtinctur. Das Verfahren wurde durch nichts gestört, als durch den Abgang reichlicher Kothmassen während der Nathanlegung und Schliessung, unter fortgesetzten heftigem Drängen auf die Beckeneingeweide, — ein Umstand, der vermieden worden wäre, hätte Patientin am Abend zuvor eine tüch- tige Gabe Ricinusöl erhalten. Die Blutung war gering. Am 5. Juli ge- schah die Ausziehung der 4 Fadenbändchen der Totalnath, am 10. Juli erschien der ganze Kern der Wunde bis auf eine kleine Fistel nächst dem Fall 6 Monate nach der Operation zu constatiren Gelegenheit hatten, zu veröffentlichen. Ea schien mir damals von Werth, sachverständige Zeugen zu nennen, enthält aber durchaus nichts Wesentliches, da die Constatirung der Heilung des Falls durch den Frankfurter Verein selbst in dessen öffent- lichem Jahresbericht (Schmidt's Jahrbücher 1855, B. 88. Nr. 2. S.278) mehr als genügt.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21062602_0070.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)