Die Funktion der Pulsadern und der Kreislauf des Blutes in altrabbinischer Literatur / von Dr. S. Mendelsohn.
- Samuel Mendelsohn
- Date:
- 1920
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Credit: Die Funktion der Pulsadern und der Kreislauf des Blutes in altrabbinischer Literatur / von Dr. S. Mendelsohn. Source: Wellcome Collection.
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![Jarchinaah (= der Mondkundige, Astronom) sich rühmen, daß die Pfade des Himmels (= die Bahnen der himmlischen Sphären) ihm so gut bekannt seien, wie die Straßen seines Geburtsortes Nehardaah1). Und doch studierten diese Gelehrten die Sternkunde nicht, um als erprobte Astronomen zu gelten. Das Studium der Sternkunde und anderer Wissenschaften war ihnen lediglich ein Hilfsmittel in ihren Spezialitäten — Religion, Ritualien, Gesetz¬ gebung2). Die Astronomie befähigte sie, die Zeiteinteilung und die davon abhängenden Feste zu bestimmen, wie die Feldme߬ kunst es ihnen ermöglichte, die Wegstrecke zu bestimmen, die dem Juden am Sabbath ohne Verletzung der vorgeschriebenen Sabbathruhe zu gehen gestattet ist. In derselben Weise war ihnen das Studium der Anatomie und Physiologie der Tiere nicht etwa eine Vorbereitung zur Tierheilkunde, sondern ein Hilfsmittel um die Natur und Tragweite von an Tieren vorkommenden Verletzungen und Krankheiten kennen zu lernen, die Fähigkeit zu erlangen, über die Ungenießbarkeit des Fleisches erkrankter oder verletzter Tiere maßgebende Entscheidung zu treffen3). Auf diese Weise bereicherten sie ihren Wissenskreis und kamen in Besitz vieler wertvoller Erfahrungen, die den zeitgenössischen Therapeutikern und Heilkundigen anderer Nationen ganz unbekannt blieben. Dies beweisen ihre zahlreichen Besprechungen über Opfer-, Speise-, Verunreinigungs- und Reinigungsgesetze, die den beiden Talmuden und gleichartigen Sammelschriften einverleibt sind4). Während nun J) Berakot 58 b. 2) R. Eleasar ben Chisma, ebenfalls ein Zeitgenosse des R. Josua, der ihn als befähigt bezeichnete, »die Zahl der Meerestropfen annäherungsweise zu berechnen« (Horajot 10 a), unterscheidet zwischen scheinbar nicht sehr wichtigen Ritualgesetzen und der Weltweisheit wie folgt: »Die Gesetze betreffs der Vogelnester [zu Reinigungs¬ opfern] und der Absonderangen [s. Lev. XV, 19] sind Bestandteile der Satzungen, während die Sternkunde und die Rechenkunst Vorstufen [wörtlich: Vorkost] zur Weisheit bilden« (Abot III, 18; vgl. Glossen z. St.). 3) Siehe Arsene Darmesteter, The Talmud, Philadelphia 1907, S. 26 f. 4) Über die Bildung der alten Rabbinen sprechend, beweist Juda Halevi (Arzt, Dichter und Philosoph; ob. ca. 1150), daß diese nicht allein auf gleicher Stufe mit zeit¬ genössischen Gelehrten anderer Nationen standen, sondern sogar ihrem Zeitalter voraus waren. Er schreibt: »Was von Wissenschaft talmudischer Literatur einverleibt ist, ist durch die Sorgfalt und Überwachung der Schülermasse aufbewahrt worden. Dazu gehören das Schächtungsgesetz und die Lehren von dem verpönten Fleische, enthaltend vieles Wissen, das Galen unbekannt blieb. Dieser würde sonst verschiedene Krank-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29980318_0013.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)