Die plastische Chirurgie : in ihrem weitesten Umfange dargestellt und durch Abbildungen erläutert / von H.E. Fritze und O.F.G. Reich.
- Fritze, Hermann Eduard, 1811-1866.
- Date:
- 1845
Licence: Public Domain Mark
Credit: Die plastische Chirurgie : in ihrem weitesten Umfange dargestellt und durch Abbildungen erläutert / von H.E. Fritze und O.F.G. Reich. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.
32/286 (page 24)
![niger belebten Tbeile des Lappens zeigt sich dagegen eine dünne, wässrige, mehr blennorrboeiscbe Absonderung. Mit der Vernarbung der Muskularfläche und der stärkern Con- traction des Lappens verbreitet sich die gutartige Eiterung immer mehr nach oben zu, bis die blennorrhöiscbe Abson- derung ganz aufhört. Nach beendeter Vernarbung der Muskularfläche tritt nun auch Verkleinerung des Lappens ein, der jetzt runzlich, derb und fest wird, sich nach innen umlegt und ohne Beschwerden für den Kranken von dem Arm abgebogen werden kann, bis denn auch endlich seine Vernarbung an der Zellgewebeseite vollständig Avird, was gegen die sechste bis achte Woche einzutreten pflegt. §. 47. Nachdem auf diese Weise die Vernarbung des Lappens erfolgt ist, kann derselbe verpflanzt werden. Dazu ist es aber nöthig, den durch das Durchlaufen der so eben geschilderten Vitalitätsstufen seinem Volumen nach gänzlich veränderten Lappen passend zuzuscbneiden und zu dem Ende ein richtiges Mass für die zu bildende Nase fest- zustellen. Die Normen dazu giebt v. Gräfe sehr genau und in alle Details eingehend an, ich aber erzähle ihm hier nach, mit dem Vorbehalt meiner Kritik hierüber späterhin, bei Abhandlung der Rhinoplastik nach der Indischen Methode, näher entwickeln zu wollen. V. Gräfe lässt zuvörderst ein Nasenmodell, welches für das Gesicht des zu operirenden Kranken passend ist, von Wachs oder feinem Thon durch einen Künstler anfer- tigen, Tab. I. Fig. 4. und 7., sind solche Nasenmodelle in der Profilzeicbnung dargestellt. Dieses Modell setzt er dann auf das Gesicht des zu Operirenden, und bezeichnet sich genau die Contouren, in welchen es an dassselbe an- liegt. Auf Tab. I. in Fig. 1. sehen wir die so aufgezeich- neten Contouren des Nasenmodells durch eine punktirte Linie k-l-i-h angedeutet. Innerhalb dieser Linie werden nun die seitlichen und obern Aufzeichnungen der Einschnitte für die Aufnahme des Lappens gemacht, und zwar so, wie die in Fig. 1. Tab. I. angegebenen rothen Schnittflächen es bezeichnen; nur mit dem Unterschiede, dass hier bei der italienischen Nasenbildung die beiden seitlichen Incisionen über dem Nasenrücken zusammenlaufen und dass der untere Querschnitt für das Septum vorläufig noch wegbleibt. Wie übrigens ein solches Nasenmodell in seinen einzelnen Di- mensionen ausgemessen und auf ein Stück Papier überge- tragen wird, um zur Aufzeichnung und zur Bildung des Armhautlappens benutzt zu werden, wird nach der Angabe v. Gräfe’s bei dessen sogenannter Deutschen Methode genauer beschrieben werden, hier genügt es, nur noch an- zuführen, dass er sich nach der Vorzeichnung des Lappens auch noch genau die Stichpunkte der Heftnadeln im Na- senstumpf und Lappen mit farbigem Firniss ') genau mar- 1) Diesen öfter erwähnten farbigen Firniss lässt v. Gräfe nach fol- gender Vorschrift bereiten: Jfc Veruicis snccini Jiv Fulig. opt. pnriss. 5* M. D. S. Farbefimiss. kirt; alles übrige aber, was die Anheftung selbst und den Verband betrifft, weicht ebenfalls von der obengenannten Methode nicht im mindesten ab, weshalb ich auch auf diese verweise. Hat sich v. Gräfe von der Anheilung des Lap- pens an den Nasenstumpf überzeugt, was nach seinen Er- fahrungen vom sechsten bis zum zehuteu Tage der Fall ist, so unternimmt er die Lostrennung des erstem von sei- nem ernährenden Mutterboden, vom Arm. Die Einigungs- binden werden dabei gelöst, Kopf und Arm von Gehülfen unterstützt und der Lappen in einer geraden Linie mit einem Zuge dicht an seiner Wurzel abgeschnitten. Die Blutung aus demselben stillt man durch aufgelegten Brenn- schwainm, stopft die Nasenlöcher mittelst Bourdonnets aus, die mit Zinksalbe bestrichen sind und zugleich zur Unter- stützung des Lappens dienen und zieht ihn ausserdem noch durch angelegte Heftpflasterstreifen gegen die Stirn hin, ] wo diese Streifen befestigt werden. Die Vereinigungsstelle j wird mit Baisamum Commendatoris bestrichen und über das Ganze ein Plumaceaux und zuletzt aromatische Baum- wolle J) gelegt. Die einfache verbundene Armwunde heilt bald und der anfänglich schmerzhafte und des Ausstreckens unfähige Arm wird in wenigen Tagen wieder beweglich und schmerzlos. Die Nahrungsmittel des Kranken dürfen nur flüssige und mild nährende sein, und eben so muss Patient streng das Bett hüten und jede Bewegung ver- meiden. Der Verband wird täglich erneuert, die Nase mit erwärmtem Bleiwasser ausgespritzt, bis die organische Ver- einigung vollkommen erfolgt ist und der Lappen jede Be- wegung ohne Nachtheil erträgt. Ungefähr am vierzehnten Tage nach der Auflösung des Lappens, dem gewöhnlichen Zeitpunkte der innigen Verbindung und Organisation des- selben mit dem Gesicht, wird die Bildung der Nasenlöcher und die Anheftung des Septum’s vorgenommen. Auch dieser Act der Operation genügt, wie die frühere nach Tagliacozzi’s Angabe, v. Gräfe nicht, doch fallen auch hier seine aufgestellten Normen, so wie die Fortbildung der neuen, nun vollständigen Nase ganz mit denen seiner Deutschen Methode zusammen, weshalb auch dieser Gegen- stand bei der Beschreibung der deutschen Methode v. Gräfe’s in den folgenden Paragraphen mit abgebandelt werden kann. 1) Die Vorschrift zur Bereitung dieser aromatischen Baumwolle gieht v. Gräfe folgendergestalt: Carnpb. 5vi _ Spirit, rin. rectificat. gii Balsam, perur. Ol. de Cedro, Ol. Sassafras, ää Mixtur, oleos. balsam. jii Liq. Ammon, caust. g/S M. et solvc. Ein Stück Leinwand, von der Grösse der zur Anfertigung be- stimmten baumwolluen Watte, wird mit obiger Flüssigkeit getränkt, über die Watte ausgebreitet und fest damit zusammeugerollt in einem gut ver- schlossenen Gefäss 2-5 Stunden aufbewabrt, hierauf zwischen sogenannte Seidenwatte gelegt und auf einer Seite mit feiner Gaze bedeckt.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22416894_0034.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)