Volume 1
Bericht über die Entwickelung der chemischen Industrie während des letzten Jahrzehends im Verein mit Freunden und Fachgenossen / erstattet von Dr. A. W. Hofmann.
- Hofmann August Wilhelm von, 1818-1892.
- Date:
- 1875-1877
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Credit: Bericht über die Entwickelung der chemischen Industrie während des letzten Jahrzehends im Verein mit Freunden und Fachgenossen / erstattet von Dr. A. W. Hofmann. Source: Wellcome Collection.
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![somit der Preis des aus Braunstein gewonnenen Sauerstoffes zwischen 3‘45 und 5’98 Frcs., so ist derselbe um mehr als die Hälfte wohlfeiler, als der aus chlorsaurem Kalium gewonnene, für welchen nach Dupre ]) die Herstellungskosten 10 Frcs. betragen. Als einer viel wohlfeileren Quelle wandten sich nun Deville und Debray der Schwefelsäure zu, die bei hoher Temperatur in Wasser, Schwefligsäureanhydrid und Sauerstoff zerfällt* 2). Retorten von 5 1 Inhalt von schwer schmelzbarem Glas werden theilweise mit dünnem Platinblech — oder auch mit Ziegelstücken — gefüllt und zur Rotk- gluth erhitzt, während Schwefelsäure in einem dünnen Strahl einfliesst. Hie entweichenden Gase werden durch Kühlvorrichtungen, um Schwefel- säure zu condensiren, und durch Wasser geleitet, um das schweflig- saure Gas zu entfernen. So wurden aus 2'436 Kg Schwefelsäure vom Yol.-Gew. P827 240 1 Sauerstoff erhalten, und der Preis auf einen Franc pr. cbm festgestellt. Bei seiner Anwendung stellten sich die Kosten der Schmelzung von 1 Kg Platin auf 20 bis 30 Centimes. Nach einer Notiz vonMoigno3) stellte die Firma Jose de Susini & Co. im Jahre 1867 zu Paris auf die beschriebene Weise Sauerstoff zu dem Herstellungspreise von 0'85 Frcs. pr. cbm dar, indem sie die schweflige Säure in Schwefelsäure zurückverwandelte. Statt der Säure selbst schlugen Deville und Debray auch vor Zinksulfat zu verwenden. 100 Kg des wasserfreien Salzes lieferten ihnen 6'8 cbm Sauerstoff (also bei Weitem mehr als der beste Braun- stein), 22 Kg Schwefligsäuregas und 51 Kg Zinkoxyd. Bemerkenswerth istWagner’s Angabe4), dass im Jahre 1867 beide Methoden in Deville’s Laboratorium selbst nicht zur Ausführung gelangten, vielleicht weil die entstandene schweflige Säure ihre Ausführung complicirt. In der That ist auch die Industrie seither über dieselben hinaus- gegangen. Als Versuch dazu ist zunächst das Verfahren Archereau’s 5) zu erwähnen, die Schwefelsäure in ihrer wohlfeilsten Verbindung, dem Gyps, zu verwenden. Er behauptete, durch Glühen des gepulverten Gypses mit Sand Calciumsilicat zu erzeugen, während schweflige Säure frei werde, die er (wie auch Susini) unter einem Druck von 3 Atmosphären grösstentheils verdichtete und theilweise durch Kalkmilch entfernte. Eine in Paris hierauf gegründete Industrie war nur von kurzem Be- stände 6). Offenbar ist die erforderliche sehr hohe Temperatur ein Hinderniss. Wohl die älteste aller Sauerstoffquellen, der Salpeter, hatte bis dahin sich der Darstellung des Gases durch zwei Uebelstände ent- zogen. Einmal wird dabei viel Stickstoff beigemengt erhalten, und zweitens fällt die zur Zersetzung nöthige Temperatur für die Ilerstellungs- 4) Duprö, Compt. rend. LY, 736. 2) Deville und Debray, Compt. rend. LI, 822, Dingl. pol. J. CLIX, 50, im Ausz. Ann. Cliem. Pharm. CXVII, 295. 3) Moigno, Mondes 1867, p. 494. 4) Wagn., Jaliresber. 1867, 216. 6) Ar che- reau, Dingl. pol. J. CLXXVIII, 57. 6) Wagn. Jaliresber. 1867, 215.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21693808_0001_0031.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)