Volume 1
Bericht über die Entwickelung der chemischen Industrie während des letzten Jahrzehends im Verein mit Freunden und Fachgenossen / erstattet von Dr. A. W. Hofmann.
- Hofmann August Wilhelm von, 1818-1892.
- Date:
- 1875-1877
Licence: Public Domain Mark
Credit: Bericht über die Entwickelung der chemischen Industrie während des letzten Jahrzehends im Verein mit Freunden und Fachgenossen / erstattet von Dr. A. W. Hofmann. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by the Royal College of Physicians of Edinburgh. The original may be consulted at the Royal College of Physicians of Edinburgh.
66/382 (page 40)
![ruhige Luft, unzureichend, um selbst massige Winde zu besiegen. Auch die erreichte Geschwindigkeit war eine geringe. Beide Bedingungen des Erfolges bleiben an die Benutzung stärkerer Kraftmaschinen und die letztere wieder an die Vergrösserung der Tragfähigkeit des Ballons, d. h. also seiner relativen Leichtigkeit bei vergrössertem Volum geknüpft. Von hohem Werthe sind deshalb die Betrachtungen, welche kürz- lich Helmholtz ]) über das Yerhältniss des Volums zum Widerstand und zu der Geschwindigkeit von Schiffen und Luftballons veröffentlicht hat. Hiernach ist die Geschwindigkeit von Dupuy’s Ballon nicht weit hinter der Grenze zurückgeblieben, welche die Rechnung als die mit einem Ballon von solcher Grösse erreichbare anzeigt. Um langsam gegen eine frische Brise anzugehen, müsste bei den heute zur Dispo- sition stehenden Kraftmaschinen das Volum des Ballons 31/2mal grösser sein, als- der untergetauchte Theil des grössten Linienschiffes. An die Festigkeit des Gewebes, aus welchem der Ballon besteht, werden dabei kaum erfüllbare Ansprüche gestellt, und in der That sind die Erwartungen der Erfinder nicht über die Hoffnung hinausgegangen, bei ruhiger Luft den Ballon lenken zu können. Um bei Vergrösserung der Motoren (der Schraube oder der Räder) doch die nöthige Festigkeit zu bewahren, müssen dieselben gleichfalls dicker und stärker gemacht werden. „Man kann sparsam nur arbeiten mit langsam bewegten grossflächigen Motoren, und diese in den nöthigen Dimensionen ohne zu grosse Belastung des Ballons herzustellen wird eine der grössten praktischen Schwierig- keiten sein.“ Mit diesem Satze schliesst Helmholtz seinen Aufsatz und die Aussichten, welche aus demselben folgen, stehen weit zurück hinter schwärmerischen Prophezeiungen Solcher, die sich mehr ihren Hoff- nungen als nüchternen wissenschaftlichen Betrachtungen ergeben. Die Lenkbarkeit der Luftschiffe ist an drei Bedingungen geknüpft: an die Herstellung von Ballons vom kleinsten Volumgewicht, an die Beschaffung von leichten widerstandsfähigen Motoren und au Kraft- maschinen , die mit geringer Schwere eine grosse Leistungsfähigkeit verbinden. In wie weit die Chemie etwa durch das Aluminium der Erfüllung der letzteren Bedingungen vorgearbeitet hat, wird die Zukunft entscheiden. Für die erste derselben hat sie bereits vor 90 Jahren im Wasserstoff eine Erfüllung gefunden, welche die Neuzeit vollständig an- erkannt hat. Der Besprechung des Wasserstoffs und Sauerstoffs sollte die der industriellen Behandlung und Verwendungen des Wassers folgeu. Die- selben sind jedoch so vielseitig, um nicht zu sagen allgegenwärtig, ]) Helmholtz, Berl. Aluul. Ber. 1873, 501 ff.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21693808_0001_0068.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)