Der Hypnotismus : seine psycho-physiologische, medicinische, strafrechtliche Bedeutung und seine Handhabung / von August Forel.
- Auguste Forel
- Date:
- 1891
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Credit: Der Hypnotismus : seine psycho-physiologische, medicinische, strafrechtliche Bedeutung und seine Handhabung / von August Forel. Source: Wellcome Collection.
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![]0G Heilung der Psychosen durch Suggest. Hypnose bei Hysterischen. essant ist sie für die Lehre der Hallucinationeii. Sie hat uns zur Entdeckung der negativen Hallucinationen bei Geisteskranken geführt und beweist uns klar, wie die Hallucination nicht an sich, sondern durch ihre pathologischen Ursachen zum krankhaften Symptom wird. Es ist übrigens unbestreitbar, dass gewisse Formen von Geistes- störungen leichterer oder weniger allgemeiner Art ab und zu durch Suggestion gebessert, sogar geheilt werden können, wenn der Kranke ein sehr suggestibles Gehirn besitzt und wenn der Operateur sehr tüchtig ist. Wetterstrand hat sogar mehrere Fälle von Epilepsie rein durch Suggestion geheilt; ebenso leichte Melancholien und Hypochondrien. Das Gleiche ist de Yo n gh und angeblich auch Voisin in Paris gelungen. Doch kann ich die gewaltthätige Zwangs- hypnose Voisin's nicht verstehen und es scheinen seine Fälle haupt- sächlich Hysterische zu sein. Aber auch ich selbst, Collega Director von Speyr in Bern u. A. mehr haben einzelne überraschend günstige Beeinflussungen beobachtet. Die Hauptschwierigkeit liegt in der Unaufmerksamkeit der Kranken, in ihrer Unzugänglichkeit und in der Intensität der pathologischen Reize. Man sieht den Unterschied des Geisteskranken und des Hypnotisirten nur zu drastisch, auch da, wo die Art des Symptomes die gleiche zu sein scheint. Wie oft habe ich die wächserne Biegsamkeit des Katatonischen mit der sug- gestiven Katalepsie verglichen; da der gläserne Blick, die Unzugäng- lichkeit zu jeder Suggestion, dort der automatische Gehorsam. Es ist etwas ganz Anderes. In einem Fall liegt wohl Gehirnödem, im anderen blos eine flüchtige Hemmung vor. Die Hypnose der Hysterischen muss uns noch etwas beschäftigen. Nach Charcot ist die „grande Hypnose mit den berühmten drei Stadien die Hypnose der „grandes Hysteriques, d. h. der Hystero- epileptischen. Ich habe zwar bei Hysterischen und Hysteroepilep- tischen die drei Charcot'schen Stadien nie beobachtet; dagegen ist es sicher, dass man bei solchen Kranken sowohl durch Suggestion als durch Reizung periferer Nerven etc. nicht selten allerlei, bald schwerere, bald leichtere Erscheinungen von Seiten desNervensystemes hervorrufen kann, welche, je nach der Empfänglichkeit dieser Kranken für die Suggestion, mit der Hypnose oft mehr oder weniger ähnlich werden. Das Gehirn solcher Patienten hat in seiner reizbaren Schwäche eine enorme Tendenz, Krämpfe, Hemmungen, Schmerzen und An- ästhesien zu produciren. Ein Aerger, ein Schreck, ein Stich, lösen bei denselben oft genug die grossartigsten hysteroepileptischen Anfälle](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21052657_0122.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)