Die Schallleitung durch die Kopfknochen und ihre Bedeutung für die Diagnostik der Ohrenkrankheiten : eine physiologisch-klinische Studie / von August Lucae.

  • Lucae, August, 1835-1911.
Date:
1870
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die Schallleitung durch die Kopfknochen und ihre Bedeutung für die Diagnostik der Ohrenkrankheiten : eine physiologisch-klinische Studie / von August Lucae. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    43/48 (page 43)
    dem schlechteren Ohre vermehrt oder auch auf beiden Seiten i gleich ist. Ein ähnliches Verhalten zeigen im Allgemeinen auch diejenigen Fälle, in welchen am Trommelfell nichts Abnormes zu finden ist und uns die Anamnese über die Entstehung des Leidens vollständig im Dunkeln lässt. Nicht selten jedoch, und zwar ipeist da, wo nur das eine Ohr befallen und in seiner Function bedeutend herabgesetzt war, beobachtete ich, dass die c'-Gabel von allen Punkten des Schädels nur auf dem kranken Obre gehört wurde, während das Interferenzotoscop eine geringere Reflexion auf der kranken Seite zeigte. Auch dann, wenn die Stimmgabel in schräger Stellung auf die Schläfenschuppe des gesunden Ohres aufgesetzt wurde, gaben die Kranken mit aller Entschiedenheit an, den Ton nur auf dem kranken Ohre zu hören — eine Beobachtung, die ich bei chronischen Catarrhen nur sehr aus- nahmsweise gemacht habe. — Wie erklären sich nun diese schwieri- gen Fälle ? Leitet (nach den Ergebnissen der Untersuchung mit Hülfe des Interferenz-Otoscopes) der schallzuleitende Apparat auf der kran- ken Seite besser wie auf der gesunden Seite, so muss nothwendig eine Erkrankung des inneren Ohres angenommen werden, welche die Perception von Luftschwingungen bedeutend herabsetzt. Wenn trotz- dem per Kopfknochen der Ton von allen Punkten des Schädels vor- wiegend auf dem kranken Ohre wahrgenommen, so muss der Grund hierfür darin gesucht werden, dass die Perception von den Kopfkno- chen aus einerseits — wie oben gezeigt — trotz einer Labyrinthaffec- tion nicht herabgesetzt zu werden braucht, anderseits jedoch durch die bessere Function des schallzuleitenden Apparates verstärkt wird. Am belehrendsten sind diejenigen Fälle, in welchen sowohl die Anamnese als die Prüfung der Reflexion auf ein Leiden des innern Ohres hinweisen. Folgende Beispiele mögen zur Illustration dienen: 1) Der 2ijährige Landwirth Job. Hortmann gibt an, vor etwa 8 Monaten in Folge eines Sturzes mit dem Pferde neun Tage in Bewusstlosigkeit zugebracht und darauf auf dem linken Ohre taub geworden zu sein. Ein Bluterguss soll aus dem Ohre nicht stattgefunden haben. Die objective Untersuchung des äusseren und mittleren Ohres ergibt beiderseits vollständig normales Verhalten, das rechte Ohr hört völlig normal, das linke nur laut gesprochene Worte in unmittelbarer Nähe der Ohrmuschel. Die stark angeschlagene und vor das linke Ohr gehaltene c'-Ga- bel hört Pat. auf dieser Seite gar nicht, durch den entsprechenden Resonator ver- stärkt nur äussersl schwach. Die Untersuchung mit dem Interferenz-Otoscop zeigt eme grössere Reflexion, demnach eine geringere Schallaufnahme auf dem gesunden, rechten Ohre. Die Schwingungen der auf den Scheitel gesetzten c'-Qahel vernimmt