Laqueus Owenii und Laqueus tympanicus Petrosi : ein Nachtrag zu meiner Schrift, Das Skelet der Krokodilinen, nebst einem Anhange : 1) Der Laqueus Owenii der Reptilien und Vögel und sein Verhältniss zu deren Cochlea ossea : 2) Bemerkungen über den Krokodil-Carpus / von Carl Bernhard Brühl.
- Brühl, Carl Bernhard, 1820-1899.
- Date:
- 1865
Licence: Public Domain Mark
Credit: Laqueus Owenii und Laqueus tympanicus Petrosi : ein Nachtrag zu meiner Schrift, Das Skelet der Krokodilinen, nebst einem Anhange : 1) Der Laqueus Owenii der Reptilien und Vögel und sein Verhältniss zu deren Cochlea ossea : 2) Bemerkungen über den Krokodil-Carpus / von Carl Bernhard Brühl. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.
18/32 (page 14)
![Schrift beigegebenen Erklärung der Fig. III und IV der Foliotafel, co und co+ dieser Figur als das Bett der weichen Schnecke (siehe S. 10 Z. 31 v. o.),nicht aber als die Cochlea ossea selbst bezeichnet. — Hat nun schon das Kroko d il keine Cochlea ossea iin eigentlichen Sinne des Wortes, bei welchem Thiere aber doch wenigstens die vom Petrosum für die weiche Cochlea abgegebene Hülse formell der wirklichen Vogel-Cochlea noch sehr ähnlich sieht, so haben die ande- ren Reptilien, Eidechsen, Schlangen und Schildkröten, hei denen schon Windischmann selbst mehr von einem Schnecken-K an al e als von einem Schnecken-H aus e spricht, noch viel weniger eine Cochlea ossea im streng anato- mischen Sinne des Wortes. — Hervorgehoben verdient aber zu werden, dass beim Krokodil der Fuss und innere Schenkel des Laej^ueus Oivenii (Foliotafel, Fig. VII a. b: 1. 0“ und 1. 0+) entschieden den Anfang jener zur Umfassung der weichen Schnecke bestimmten und hauptsächlich vom Petrosum abgegebenen Knochen hülse bilden. Da nun, wie ich früher (S. 13, Pkt. 4) bemerkte, beim Vogel aus denselben Laqueus-T\ie.i\en des jungen Thieres die anato- misch wirklich distinkte knöcherne Schnecke des erwachsenen Thieres hervorzugehen scheint, so ergibt sich hierdurch ein neuer Gesichtspunkt für die interessante Analogie des Laeßieus Otcenii des Krokodiles und jener des Vogelkopfes. Nebstdem halte ich schliesslich folgende Aussage für anatomisch gerechtfertigt: ein zeitlebens freies, d. h. nicht mit der Umgebung synostosirtes Ende des Laqueiis Oivenii ist ein Charakteristikon des Reptilienkopfes, und zugleich das Symbol einer anatomisch nicht individualisirten knöchernen Gehörschnecke. G. Eine ausführliche und ganz verständliche Darstellung der anatomischen Verhältnisse des Laqueus Oivenii der Reptilien und Vögel, besonders seines Antheiles an Fenestra vestilmli und cochleae erforderte eine grössere Anzahl von eingehenden Abbildungen, zu denen mir jetzt, im Augenblicke des Schlusses der vorliegenden Blätter, weder Raum noch Müsse gegönnt ist. Ich muss daher die, für den in §. 6 Pkt. 1—5 berührten Gegenstand sich Interessirenden ersuchen, durch Vornahme der betreffenden, gut zerlegten Knochen sich eine vorläufige Einschau in diese nicht ganz leicht zu ermittelnden Verhältnisse zu verschaffen, und bezüglich des hier angedeuteten Wesentlichen sich mit dem zu begnügen, was die in §. 7 folgende Erklärung der Abbildungen auf der (Quart-) Tafel HI von Details über den zunächst hier interessirenden Knochen, das Occipitale laterale, hei Eidechsen, Schlangen und Vögeln, und über das Occipitale externum der Schildkröten bietet. 7. Zur Begründung dafür, den Laqueus Oivenii, ein seiner Funktion nach, als Trennungsleiste zwischen Fenestra vestilmli und cochleae, längst bekanntes Gebilde Q, formell und nominell so hervorzuheben, wie es in diesen Blättern hier geschieht, bitte ich schliesslich noch Folgendes zu erwägen. Der Laqueus Oivenii ist, wie ich S. 4 her- Yorhoh, nach den übereinstimmenden Angaben der Autoren die erste verknöchernde Parthie des Zeitlebens Ein Stück bildenden Perioticum der Säuger; der Laqueus Oivenii ist weiter, Avie ich eben früher, S. 13, zeigte, bei allen anderen, mit Fenestra vestihuli und cochleae versehenen Vertebraten, — es mögen diese nun temporär (Vögel) oder permanent (Kr o k o d i 1 e, R e p t ili e n) ein gleichsam an drei Knochen des Schädels, Occipitale laterale, Petrosum, und occipitale superius vertheiltes, also dreigetheiltes Perioticum besitzen,—ein entweder temporär (Vöge 1) oder permanent (alle Reptilien) formell von allen übrigen knöchernen Gehörtheilen wohl zu distinguirendes Stück mit zwei wichtigen Funktionen; Trennung der Fenestra vestihuli und cochleae und Bildung des Anfangstheiles der knöchernen Schneckenhülse. Der Laqueus Oivenii ist mithin ein, hei allen mit höher entwickeltem Gehör versehenen Vertebraten anatomisch von seiner Umgel)ung zu unterscheidender Theil; bei den Oviparen Vertebraten: durch seine temporär oder zeitlebens dauernden auffallenden morphologischen Verhältnisse; bei den viviparen Säugern: durch seine, mit dem eben genannten Umstande im Einklang stehende Ossifikation vor allen anderen knöchernen Gehörtheilen. L^aqueus Owenii, welcher erst von OAven’s Hinstellung als Petrosale des Krokodils seinen eigentlichen anatomischen Geburtstag, Avenn auch in nicht ganz begründeter Weise, datirt, verdient daher Avohl, nominell und formell betont zu Averden. Er ver- dient es mehr, als dies durch die Anführungen von Windisch mann an früher cit. Orte erledigt ist dessen bezügliches Werk ich leider erst, jetzt zur Einsicht bekam, und dessen Aussagen mich Avenigstens schon hätten seiner Zeit davor beAvahren können, den Laqueus Oivenii des Krokodils als einen selbstständigen Kopfknochen auszugeben. Win dis chm ann sagt nämlich (c. 1. S. 18), im Abschnitte: Situs organi auditus in Crocodilo, Folgendes: „An- gusta trabecula ossea, quae ab ovali rotundam fenestram dirimit , ossis occipitalis lateralis partem constituit.“ Eine Aveitere Beschreibung dieser „angusta trabecula ossea,“ mit der jedenfalls nur der äussere schmale Schenkel des La- queus Oivenii (Foliotafel Fig. I, VII a, b : 1. 0.) gemeint ist, Avird aber nirgends gegeben. Win di sch mann erwähn! dieser Trabecula ossea nur noch S.*29 bei Beschreil)ung der „Cochlea ossea“ des Krokodils; „fenestra rotunda . . . . interne ab illa trabecula ossea formatur, quae ab OAmli fenestra rotundam secernit.“ — Win dis chm ann gedenkt Aveiter auch des Laqueus Oivenii als „trabecula ossea inter utramque fenestram“ hei Eidechsen, cit. S. 20 und Schlangen S. 21 , und sagt ausdrücklich aus: diese Trabecula sei bei beiden Reptilien-Ordnungen ein Theil des Occipitale laterale; man vergleiche für die Richtigkeit dieser auch von mir bestätigten Aussage (s. oben) die (Quart-] Tafel HI Fig. I (Eidechse) und Fig. II (Schlange). Ueber Schildkröten gibt W. nicht an, — weder S. 19 noch 45 s. Schrift, in welchen von Schildkröten - Vestibulum und Cochlea gehandelt Avird, — Avelchem Knochen die Fenster scheidende Trabecula angehört, obschon er ihrer, S. 45, bei Schilderung der Cochlea der Schildkröte, als „so- lito more angusta crista ossea“ erwähnt. ') „Trabecula ossea inter utramque fenestram ]iosita‘‘ \V i u di s cli ma n n c. 1. 8. -20. 21.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22366416_0020.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)