Laqueus Owenii und Laqueus tympanicus Petrosi : ein Nachtrag zu meiner Schrift, Das Skelet der Krokodilinen, nebst einem Anhange : 1) Der Laqueus Owenii der Reptilien und Vögel und sein Verhältniss zu deren Cochlea ossea : 2) Bemerkungen über den Krokodil-Carpus / von Carl Bernhard Brühl.
- Brühl, Carl Bernhard, 1820-1899.
- Date:
- 1865
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Credit: Laqueus Owenii und Laqueus tympanicus Petrosi : ein Nachtrag zu meiner Schrift, Das Skelet der Krokodilinen, nebst einem Anhange : 1) Der Laqueus Owenii der Reptilien und Vögel und sein Verhältniss zu deren Cochlea ossea : 2) Bemerkungen über den Krokodil-Carpus / von Carl Bernhard Brühl. Source: Wellcome Collection.
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![zuweisen. A. Camper veröfientliclite 1812 in den Pariser Annales du Museum eine Abhandlung über einige fossile Saurierkiioclien aus Maestricht, und bildet, zu deren besserem Vergleiche, auch einige Stücke des Krokodilskeletes ab. die er in der Tafeln-Erklärung kurz beschreibt. So gibt er auf Taf. III seiner Abhandlung (Taf. 13 des betreffenden Bandes der Annales) in Fig. 22 eine Zeichnung, welche ,,le carpe avec les extremites du bras d’un crocoilile a deux aretes du cote droit“ darstellt, wie es in der Figuren-Erklärung, S. 241, heisst, ln dieser Figur, deren von Camj^er gekannte und berücksichtigte (!) Th eile sämmtlich (!) mit Buchstaben bezeichnet sind, sieht man am distalen (unteren) Ende des os carpi radiale (,,carpien radial“) einen ovalen Contour angezeiebnet, o h n e alle und jede Bezeichnung und ohne irgend einen II i n w e i s a u f i h n , w e d e r in der Figuren-Erklä- rung noch im Texte der Abhandlung, in der überhaupt über die Krokodil - Extremität nicht E i n W o r t gesagt wvi r d. In diesem Contour nun, dessen Object offenbar der Zeichner am Präparate gesehen und daher gezeich- net, nicht aber der Autor des Aufsatzes, A. Camper, irgendwie berücksichtigt hat, und der eben so gut ein vertrocknetes Stiick der Synovialkapsel zwischen os carpi radiale und seinem distalen Nachbar, oder ein abgescha- l'enes aber nicht abgeschnittenes Stück Beinhaut, oder einen von os carpi radiale abgelösten und vertrockneten Gelenks- knoi'pel, als die von Camper entschieden nicht gekannte, und von keinem seiner zahlreichen Nachfolger in der Kro- kodilskelet-Beschreibung berücksichtigte Cmiilago carjn (mihi) vorstellen kann, wird Jemand, der den letzteren Knorpel durch eigene Erfahrung bereits kennt, wohl dieses Carpus-Element wieder finden und den erwähnten Contour auf selbes muthmasslich beziehen können. Aus diesem unbezeichneten und völlig unberücksichtigten Contour aber zu dedu- ciren, dass Camper das erwähnte Carpus-Element bereits gekannt habe, und dass es seit 1812 von Cu vier und allen anderen Anatomen nur ignorirt worden ist, dürfte auch dem verbissensten Literatur-Schwärmer wohl schwer werden. A. Camper hat dieses fünfte Carpusstück eben so wenig berücksichtigt, als alle anderen Autoren über Kro- kodil-Carpus vor und nach ihm; ich habe es 1860 aufgefunden und 1862 zuerst beschrieben und abgebildet, und Hr. Gegenbaur hat es, vier Jahre nach mir, wieder entdeckt, und somit meinen Befund vollkommen bestätigt. — Lies ist die rvahrheitsgemässe literarische Sachlage des fünften, konstant bei allen Individuen und Species von Alli- gator und Crocodilus vorkommenden, und so viel ich bisher sehen konnte, immer auch nur knorpelig blei- benden C a r ]) a 1 e 1 e m e n t e s. Diese knorpelige Permanenz ist aber um so beachtenswerther , als nicht Gleiches, wie es scheint, gilt, von dem zweiten, im Krokodil-Carpus vorkomincnden, viel kleineren, knorpeligen Elemente (dem sechsten Carpalstücke), das Hr. Gegenbaur wirklich, wenigstens als Knorpel — als Knochen kannten es höchst wahrscheinlich Meckel, Stannins und Franz Müller (s. später) — entdeckt hat, das. wie es scheint, bei grösseren Thieren, verknöchert, und auf welches ich im Folgenden genauer eiiigehc. C. Einiges über ein sechstes C a r p a 1 - E 1 e m e n t der K r o k o d i 1 h a n d. Das von Hrn. Gegen- baur c. 1. S. 34 Ijeschriebene sechste Carpus-Element: „unter dem an das Radiale angefügten Knorpelstücke (der CartUago carpi, mihi, Ref.) liegt aber noch ein fünftes, resp. sechstes Knorpelstück,“ — welches er jedoch nur in der ,,s c h e m a t i s c h en“ Zeichnung eines Längsdurchschnittes des Alligator-Carpus (c. 1. S. 36, Z. 9 v. o.) abbildet.— ist, in der von Ilrn. G. gegebenen Schilderung (c. 1. S. 34 und 36), ein wirklich neuer Befund. Als Knochen hat dieses sechste Carpalstück G’s. schon Hr. Prof. Franz Müller in AVien angegeben, der, wie ich im Krok.-Skel. (S. 19, Z. 6 V. 0.) l)erichtete, „fünf Handwurzelknochen“ des in seinem Besitze*) befindlichen Skelete von Croco- dilus vulgaris (niloticus) an führte , ohne sie jedoch näher zu beschreiben-). Der fünfte Handwurzelknochen existirt, wie ich nach nun genommener Autopsie des betreffenden Skeletes bestätigen kann, wirklich, und ist seiner Form nach-'*) zweifellos das verknöcherte „sechste knorpelige Carpalelement“ des Hrn. G's. An 8—9' lan- gen Krokodil-Skeleten, wie jenes des Hrn. F. Müller, wird man wohl immer oder meist diesen Knorpel verknöchert finden, und so scheint es, dass man den bezüglichen, so angezweifelten Angaben von Meckel und Stannins schon näher kömmt. Ich selbst hatte bis jetzt nur Gelegenheit, höchstens sechs Fuss lange Krokodile zu untersuchen, an welchen das sechste Stück immer noch ganz und gar knorpelig war“*), und hierüber nun Näheres. Denn, obschon ich nicht der Ansicht bin, dass Hrn. Gegenbaurs Meinung (c. 1. S. 34): ..Dieses (6.) Stück sei für die Deutung des ganzen Carpus von grösster Wichtigkeit,“ irgendwie stichhältig ist (vergl. weiter unten S. 20 ') Anatomisches Museum der Wiener Thierarzeneiscliule. -| Vicrteljahrschrift des Wiener Thierarzenei-Institutes, Band XIV, 18G0 8. d5. ^) Seiner Lage nach, kann ich leider nicht .auch sagen, da die Aufstellung jenes Carpus in.anches zu wünschen lässt, .so dass die ge- naue Bestimmung dieser Lage nunmehr fast unmöglich ist. ') Ich habe dieses 6. Stück an meinen Präpar.aten schon zur Zeit der Fertigung meiner Krokodil-T.afeln gesehen, jedoch nur im ver- trockneten Zustande. Denn zu jener Zeit (Schwebe-Periode zwischen Pe s tun d Wien) stand mir kein Museum und somit kein Krokodil in Weingeist zu Gebote. Ich hielt dieses G. Stück für ein Ligamentum interosseum zwischen os metae. 1' und os carpi -1' (lenticulare Cuvier), im Biunenraum der Ge 1 e n k s k a p s n 1 gelegen, also nebensächlichor Natur für die Zusammensetzung des Carpus. Und deshalb musste ich auch angeben, wie oben S. 17 im Citato 3 e zu lesen, dass an die Üaiiilaijo carpi sich zum Theil auch das Os metacarpi dos zweiten Fingers gelenkig anlegt. Denn s o wird es .ledern erscheinen, der am getrockneten Ilandpräpar.ate eines 4—0' langen Krokodiles, selbst bei Erhaltunsr der CartUago carpi (5. ('arpalelcment), die Theile betrachtet. — Die C.artilago carpi habe ich zuerst am Weich-PrUiiaratc eines 1 ' langen Krokoeliblndividuums gefunden, dann aber, 2 Jahre später, nach der getrockneten Hand eines 0' laugen Alligator, an dem der Knorped konservirt war , für meine Tafeln gezeichnet. Dass mau .aber «an der H.aud eines 1 Fuss langen Krokodiles d.as (1. Carpal - Element nur als eine Art schmalen derben Bandes zwischen os. mec. P™ und os. carpi 4tm. (lenticulare, Cuvier) findet, welcher Befund wohl nicht aut die Idee eines Carpus-Elemcntes kommen lässt, hiervon kann sich Jedermann durch Autopsie leicht überzeugen. Hat m.an jedoch das G. wenn auch noch knorpelige I'ilemcnt <lus Carpus an cinrm 4—6 ' langen Individuum einmal gesehen , dann erkennt man cs wohl auch am Embryo in jenem scheinbaren B.ando zwiu-hen o.s. mec. lni und os. carpi 4tm. wieder.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22366416_0024.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)