Kraft und Stoff im Haushalte der Natur / von Max Rubner.

  • Max Rubner
Date:
1909
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Credit: Kraft und Stoff im Haushalte der Natur / von Max Rubner. Source: Wellcome Collection.

    183/190 (page 179)
    Die Degeneration der Wachstumssubstanz ist unvermeidlich. Nach der Jugendzeit beginnt der innere Verfall erst langsam, um später rascher weiter zu gehen. Jeder energetische Akt und Energieumsatz bringt das Wesen seinem Lebensende näher. Zur Zeit der menschlichen Pubertät haben wir ein Viertel, bei Schluß der Wachstumszeit ein Drittel der Lei- stungsfähigkeit der lebenden Substanz erschöpft. Wir als Menschen stehen auch inmitten der Natur: Gleich wie Blätter im Wald So des Menschen Geschlecht Dies wächst und jenes verschwindet. (Homer.) Wir sehen rings um uns Vertrautes. Was um uns lebt, ist wesensgleich dem eigenen, ein großes Ganzes, ein Zusammengehöriges. Wer will es bedauerlich finden, ein Teil dieser Welt des Lebenden zu sein! Stumm und still schreitet die Arbeit Tag und Nacht in der Werkstatt des Lebens weiter; hier formt sich ein Tier, dort eine Pflanze. In jedem kleinsten Wesen liegt nicht weni- ger der Wunderarbeit, wie im größten. Zwingt uns die Natur nicht wieder zu sich, wenn sich junges Leben hebt und mehrt, in froher Frühlingsfülle das Leben triumphiert und in Mitfreude an dieser schaffenden Gewalt uns neue Lebenslust und Hoff- nung und Tatenlust beseelt. Wir sollen mit und in der Natur leben. Einmal wird es für uns alle Herbst und Winter. Wir fallen wie welke Blätter vom Lebensbaum; ein natürliches Ereignis und doch, wie sehr sträubt man sich, auch dieses Ende alles Lebens auf sich zu nehmen! 12*