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Credit: Lehrbuch der Arzneimittellehre / von Rudolf Buchheim. Source: Wellcome Collection.
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![Stellung anzuweisen, so musste ich mich doch bei der grössten Mehrzahl der Mittel auf die vorhandenen, häufig sehr unvollkommenen Analysen verlassen. Wenn ich nun gleich die Stellung mancher Mittel als zweifel- haft bezeichnen muss, so hat jene Gruppirung wenigstens das Gute, dass eine Verbesserung derselben nur auf Grundlage genauerer Untersuchungen möglich ist. Ein gewisser Grad von Willkür lässt sich natürlich nicht be- seitigen, so lange die Wissenschaft selbst noch unvollkommen ist. Da, wo ein Mittel mehrere wirksame Bestandtheile enthält, habe ich dasselbe bei Gelegenheit desjenigen Bestandtheils abgehandelt, wegen dessen es am häufigsten in Gebrauch gezogen wird. Vielleicht wird mir auch daraus ein Vorwurf gemacht werden, dass ich über die physikalischen und chemischen Eigenschaften der einzelnen Körper, deren Beschreibung oft einen nicht unbedeutenden Theil der bis- herigen Lehrbücher füllte, nur sehr wenig gesagt habe. Die chemischen und physikalischen Kenntnisse, welche gegenwärtig für ein erfolgreiches Studium der Physiologie, das doch stets dem der Pharmakologie voraus- gehen muss, erfordert werden, sind ziemlich bedeutend und so scheint mir es überflüssig zu sein, in einem Lehrbuche der Arzneimittellehre die Elemente der Chemie abzuhandeln, was natürlich hier nur sehr unvoll- ständig geschehen könnte. Ich habe daher auch bei den Arzneimitteln, deren Darstellung in jedem Lehrbuche der Chemie — und ein solches darf ich wohl in den Händen aller meiner Leser voraussetzen — angegeben wird, dieselbe nur mit wenigen Worten oder gar nicht angegeben, dagegen ]}in ich bei der Bereitung solcher Präparate, welche keine reinen che- mischen Verbindungen darstellen, ausführlicher gewesen, da sich Pharma- kopoen nur selten in den Händen von Aerzten finden. Auch die Beschrei- bung der Droguen habe ich weggelassen, indem dadurch die Kenntniss der letzteren nur wenig gefördert wird. Für die Summe, um welche jene zahlreichen Beschreibungen ein Lehrbuch vertheuern, kann sich der Stu- dirende Proben der meisten wichtigen Droguen selbst anschaffen, was ihm jedenfalls mehr nutzen wird als jene trockenen und, ohne beständiges Vergleichen mit den Droguen selbst, meist unverständlichen Beschrei- bungen. In wichtigeren Fällen aber wird man seine Zuflucht doch wohl kaum zu einem Lehrbuche der Arzneimittellehre, sondern zu einem aus- führlicheren pharmakognostischen Werke nehmen. Ferner habe ich die Aufzählung der verschiedenen „kratzenden und anderen P^xtractivstoffe u. s. w. vermieden, welche sich in den älteren Analysen angeführt finden, deren wirkliche Existenz jedoch und deren Bedeutung für die Wirksam- keit der Droguen keineswegs erwiesen ist. Dagegen habe ich ein grösseres Gewicht gelegt auf die Veränderungen, welche die anei'kannt wirksamen](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2104420x_0012.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)