Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch.

Date:
1907
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch. Source: Wellcome Collection.

    117/1160 (page 103)
    schußloch nicht gefunden, infolge dessen nicht genäht wurde, und dennoch Heilung eintrat. Trotzdem möchte ich den Vorschlag, daß man in solchen Fällen darauf verzichten könne, den Ausschuß aus dem Magen zu versorgen, nicht unterschreiben. Es wird sicherer sein, in jedem Fall den Ausschuß, wenn auch mit Mühe, zu suchen und zu vernähen. Unser Fall spricht für die aktive Therapie auch in solchen Fällen, wo nur der Verdacht einer Schußverletzung des Magens vorliegt. Der folgende Fall ist der einzige der Serie, der nicht operiert wurde. Trotzdem möchte ich ihn hier anführen, da er ein gutes Beispiel für die selten beobachtete subkutane Magen Verletzung durch Kontusion bildet: Fall 2. 18-jähr. Laufjunge. Am Tage vor der Aufnahme fuhr ihm ein Lastwagen mit der Deichsel gegen den Bauch. Pat. brach ohnmächig zusammen, bald darauf blutiges Erbrechen. Starke Schmerzen in der 1. oberen Bauchgegend. Leichte, diffuse Schwellung über dem 1. Rippenbogen. Jegliches Be- tasten dieser Partie ruft heftige Schmerzen hervor, Leib im übrigen un- empfindlich. Im Bereich der Schwellung tympanit. Schall. Kein Erguß im Abdomen. Puls kräftig, 70. Abwartende Behandlung bei absoluter Ruhe. In den ersten Tagen mehrfach Erbrechen von wenig alten flüssigen Speiseresten (Milch), Schleim und Blutzerfallsprodukten. Stuhl nicht ausgesprochen schwarz. Die empfindliche Bauchwandstelle wird allmählich schmerzlos. Nach 2 Tagen verfärbt sich die Haut dort blutig. 5 Tage nichts per os, Nähr- und Wasserklysmen. 10 Tage nach der Verletzung findet sich an der Stelle des Deichselstoßes, etwa 3 Querfinger über dem Rippenbogen, im Bereich des Rectus ein etwa tauben eigroßer harter Tumor dicht unter normaler verschieblicher Haut; er ist selbst nicht verschieblich, gehört also offenbar den Bauchdecken an und rnacjit keine Beschwerden. Bei der Entlassung (1 Monat nach dem Trauma) ist der Tumor weich und etwas kleiner. Allgemeinbefinden gut, keine Verdauungsbeschwerden. Es fällt auf, wie enorm Pat. seinen Leib aufblähen kann (Rectusparese?). Bei einem Jungen trat alsbald, nachdem ihm ein Lastwagen mit der Deichsel gegen die Magengegend gefahren ist, Ohnmacht und Blut- brechen auf. Später zeigt sich ein Hämatom der Bauchwand an der Stelle der Kontusion. Heilung unter abwartender Behandlung. Die Diagnose einer Schleimhautverletzung des Magens darf hier wohl als sicher an- genommen werden. Der Fall bestätigt die bekannte Tatsache, daß solche Schleimhautverletzungen des Magens heilen können, ohne daß länger dauernde Magenbeschwerden auftreten. Eine solche Verletzung führt nicht ohne weiteres zur Geschwürsbildung. Die konservative Behandlung darf natürlich nur im Krankenhaus eingeschlagen werden, d. h. unter Verhältnissen, wo eine ständige exakte Ueberwachung möglich ist und wo beim Auftreten bedrohlicher resp. verdächtiger Symptome jeden Moment eingegriffen werden kann. So- fortige Ueberführung in ein gutes Krankenhaus sollte überhaupt