Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch.

Date:
1907
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Credit: Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch. Source: Wellcome Collection.

    144/1160 (page 130)
    richtig, wenn Clairmont bezüglich der anzuwendenden Operation unterscheidet zwischen dem Ulcus der Pylorusgegend und dem des übrigen Magens. Bei dem ersteren ist die Gastroenterostomije Operation der Wahl. Bei dem letzteren reicht die Gastroentero- stomie oft nicht aus. Hier konkurrieren die Excision des Ulcus, und die Jejunostomie (siehe unten), meines Erachtens aber beide womöglich in der Kombination mit der Gastroentero- stomie, aus den oben entwickelten Gründen. Bezüglich der Excision ist das Erforderliche oben bereits gesagt. Man wird sich vernünftigerweise nur auf die technisch leichten Fälle beschränken und auf die mit begründetem Carcinomverdacht. Die Jejunostomie, welche in letzter Zeit vor allem Maydl1) und v. Eiselsberg (Lempp), auch Helferich [Nösske 2)] mehr in den Vordergrund des Interesses stellen, hat vor allem den Zweck den Magen stillzustellen und die Ernährung unabhängig vom Magen zu sichern. Das letztere vermag sie in der Tat vollkommen, das erstere aber nur zum Teil. Sie ist, wie Lempp aus klinischen und physiolo- gischen Erfahrungen feststellt, nicht im stände, die motorische und sekretorische Funktion des Magens völlig ruhigzustellen. Auch der von Speisen leere Magen reagiert auf gewisse den Darm treffende Beize mit Bewegung und Sekretion. Bei Ulcus ist die Jejunostomie daher nicht in der Lage, die Salzsäure genügend fernzuhalten und schädliche Magenkontraktionen zu verhindern. Am wirksamsten bei Ulcus wird daher die Kombination von Gastroenterostomie und Jejunostomie sein, wie sie wohl zuerst Fedor Krause [Maragliano 3)] und Bunge4) auf Grund eigener Erfahrungen empfohlen hat. v. Mikulicz hat übrigens die Jejunostomie nach vergeblicher Gastroenterostomie schon weit früher ausgeführt als diese beiden Autoren (Handbuch, 1. Aufl., Bd. 3,1, p.292). — Die Gastroenterostomie beseitigt die Motilitätsstörung, Stauung und Hyperacidität, die Je- junostomie den Reiz des Speisebreis, beim Ulcus der Pylorus- g e g e n d leistet die Gastroenterostomie allein diese sämtlichen Forderungen. Die Jejunostomie ist eine sehr wenig eingreifende Operation, ist also in manchen Fällen als Notoperation noch möglich, wo eine Gastro- enterostomie nicht mehr ausführbar ist. Nach v. Eiselsbergs Erfahrung wirkt sie bei Blutung manchmal günstig, aber nicht regelmäßig, was nach dem oben Gesagten leicht zu 1) Maydl, Wien. klin. Rnndsch., 1903, No. 1 u. 2. 2) Nösske, Zur Wertschätzung der Jejunostomie, Dtsch. Zeitsck. f. Chir., Bd. 72, p. 1. 3) Maragliano, Klinische und pathologisch-anatomische Erfahrungen auf dem Gebiete der Magenchirurgie. Bruns’ Beitr., Bd. 41, 1904, p. 523. 4) Bunge, 31. Kongreß der Dtsch. Ges. f. Chir., 1902, p. 111.