Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch.

Date:
1907
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Credit: Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch. Source: Wellcome Collection.

    145/1160 (page 131)
    erklären ist. Im übrigen möchte ich bezüglich der bisherigen prakti- schen Erfahrungen mit der Jejunostomie auf die LEMPPSche Arbeit ver- weisen, in der alles ausführlich zusammengestellt ist. Ich selbst ver- füge bezüglich des Ulcus nur über den einen Fall von Jejunostomie bei Blutung, aus dem für die Beurteilung der Wirkung der Operation kaum etwas zu entnehmen ist. Nach den vorliegenden Erfahrungen, die aber noch sehr der Er- gänzung bedürfen, ist jedenfalls die Jejunostomie bei der Ulcus- behandlung stets mit in den Kreis der Erwägungen zu ziehen; sie sollte weit öfter beim Ulcus angewandt werden, als das bisher geschehen ist. Nach diesen Erörterungen können wir die Operationsindi- kationen für die einzelnen Formen, Komplikationen und Folgeerscheinungen des Ulcus, wie sie sich aus den praktischen Erfahrungen und den theoretischen Erwägungen ergeben, relativ kurz fassen. 1) Bei dem u n k o m p 1 i z i e r t e n U1 c u s v e n t r i c u 1 i ist ein chirur- gischer Eingriff nur dann indiziert, wenn die längere Zeit sorgfältig durchgeführte interne Behandlung versagt. Bei dem renitenten Ulcus der Pylorusgegend, auch des Duodenum, ist die Gastroenterostomie auszuführen, bei dem Ulcus des übrigen Magens am besten die Kombi- nation der Gastroenterostomie mit der Jejunostomie. Je nach den Verhältnissen des Falles, z. B. bei großer Schwäche des Kranken, oder wenn auch nach ausgeführter Laparotomie die Lokalisation des Ulcus nicht festgestellt werden kann, ist zunächst eine dieser beiden Operationen aus- zuführen, die zweite dann ev. später hinzuzufügen. Die Exzision des Ulcus wird nur ausnahmsweise in Betracht kommen, bei Karzinomver- dacht, und bei Ulcus dann, wenn die Lokalisation des Ulcus die Exzision besonders erleichtert, ist aber dann mit der Gastroenterostomie zu kombinieren. In der Regel wird die Gastroenterostomie die Operation der Wahl sein. 2) Bei der akuten schweren Blutung sind zunächst innere Mittel zu versuchen, namentlich die subkutane Gelatineinjektion '). Die direkte Blutstillung durch Gastrotomie verspricht wenig Erfolg, eher noch bei leidlichem Kräftezustand die Gastroenterostomie (W. Petersen), oder nach Lempps Vorschlag die Jejunostomie, die in Lokalanästhesie auszuführen wäre, ohne den Magen zu berühren. Im übrigen gelten dieselben Gesichtspunkte, wie beim offenen Ulcus. — Am besten wird 1) Ich habe die subkutane Gelatineinjektion als Blutstillungsmittel sehr häufig bei den verschiedensten Anlässen, auch bei Hämophilie, ange- wandt, oft mit recht gutem Erfolg. Nachteile habe ich nie gesehen. Ich wende die Gelatine in der Zubereitung an, wie sie P. Krause (Beil. klin. Wochenschr., 1902, No. 29) empfiehlt, sterilisiere an 5 Tagen bei 100°. 9*