Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch.

Date:
1907
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Credit: Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch. Source: Wellcome Collection.

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    jener Gegend bedingt war: deutsch, polnisch, russisch, ruthenisch, rumä- nisch, hebräisch, französisch und englisch. Als Zeichen seines Charakters sei nur folgende Episode angeführt. Er hatte als Architekt das Czerno- witzer Rathaus gebaut. Auf dessen Spitze sollte ein etwa 2 m hoher österreichischer Adler aus Metall angebracht werden. Weit und breit fand sich niemand, der dies ausführen wollte; da kletterte er selbst hinauf und befestigte ihn. Der Vater stellte seine Kräfte völlig dem öffentlichen Wohle zur Verfügung. Unter anderem interessierte er sich besonders für die Volks- hygiene. Er errichtete einen Park in der Stadt Czernowitz, den \ olks- garten, und verwandte auch seine eigenen Mittel zu diesem Zwecke. So kam es, daß er bei leidlichen Einnahmen im Leben nie etwas erübrigte und nach seinem Tode wenig mehr als das eigene Häuschen hinterließ. Seine Mitbürger ehrten ihn, indem sie eine Straße nach ihm Mikulicz- Gasse nannten. Ein strenger, harter Charakter war er und unstet in seinem Wesen; seinen Verstand und seine Energie vererbte er dem Sohne. Die Mutter M.s war des Vaters zweite Frau. Sie stammte aus dem deutschen Adelsgeschlechte von Damnitz. Ihr Großvater war bald, nachdem die Bukowina von der Türkei an Oesterreich abgetreten war, mit anderen deutschen Kolonisten in das Land gerufen worden. Am 16. Mai 1850 wurde M. in Czernowitz in der Bukowina ge- boren. Er besaß einen älteren, einen jüngeren Bruder und zwei ältere Schwestern; ferner mehrere Stiefgeschwister. Zwei weitere ältere Ge- schwister waren bereits klein gestorben. Schon früh zeichnete sich M. durch große Selbständigkeit aus. Mit 7 Jahren kam er auf die Normal- schule seiner Vaterstadt, was unserer Vorschule entspricht, ein Jahr später als es üblich war; der Vater wünschte es so. In kultureller Hinsicht war Czernowitz damals recht rückständig. Der Vater, welcher seinen Kindern eine möglichst gute Ausbildung in jeder Beziehung geben wollte, sah, daß dies in der Heimat nicht mög- lich war; namentlich für die älteren genügte weder die Ausbildung auf der Schule, noch die in der Musik, auf welch letztere der Vater, der selbst sehr musikalisch war, großes Gewicht legte. 1858, M. war da- mals 8V2 Jahre alt, zog daher die Mutter mit 5 Kindern nach Prag. Auf zwei Wagen erfolgte die Reise, der Vater gab ein Stück das Geleit. In Debica bei Krakau wurde die Eisenbahn erreicht, die nach Prag führte. Drei Wochen dauerte die ganze Reise und muß für die Kinder höchst amüsant gewesen sein; M. erzählte mir noch manche Episode von derselben. Drei Jahre besuchte M. in Prag die Normalschule bei den Piaristen; dann die unterste Gymnasialklasse. Er war immer unter den ersten. Hier genoß er auch den ersten Klavierunterricht. 1861 kehrte die Mutter mit den jüngeren Kindern, darunter Johann, nach Czerno-