Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch.

Date:
1907
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Credit: Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch. Source: Wellcome Collection.

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    wieder, da das Gymnasium nach dem Ausgleich von 1867 magyarisiert wurde. In diesem Jahre starb die Mutter. 1868 heiratete der Vater zum dritten Male; diese Ehe blieb kinderlos. Die Stiefmutter, eine bereits ältere Frau, war eine Cousine der ersten Gattin. Sie stand an Geist und Charakter ganz außerordentlich hoch. In ihrer Jugend mit dem 1848 in Wien erschossenen Messenhauser verlobt, war sie von frei- heitlichen Ideen erfüllt. Den Kindern ist sie in jeder Beziehung eine gute Mutter geworden. Sie lebt, hochbetagt, noch heute. Nach seiner Rückkehr aus Hermannstadt besuchte er dann noch ein Jahr das Gymnasium seiner Heimatstadt. Im Herbst 1869 bestand er die Maturitätsprüfung mit Auszeichnung. Kurz zuvor veranstaltete er zusammen mit einem Mitschüler ein Konzert zu einem wohltätigen Zwecke, welches ganz ausgezeichnet gelang. Der Vater wünschte nun, daß der Sohn die juristische Laufbahn einschlagen, zunächst die orientalische Akademie in Wien besuchen sollte, um sich' später der Konsularlaufbahn zu widmen. M. hatte aber wenig Neigung dazu. Er hatte mehr Sinn für die Naturwissen- schaften, überhaupt für einen freien Beruf. Sein Onkel in Hermann- stadt, der Arzt war, hatte seine Vorliebe zur Medizin noch vermehrt. Im Oktober 1869 bezog er die Wiener Universität. Mit Empfeh- lungen versehen, begab er sich in die orientalische Akademie, kehrte aber an der Tür um und ging stracks auf das Sekretariat der Uni- versität, wo er sich in der medizinischen Fakultät inskribieren ließ. Der Vater reagierte darauf in der Weise, daß er ihm die Mittel ent- zog. Das änderte aber nichts an seinem Entschlüsse; er studierte weiter Medizin. Außerdem gab er Privatstunden in Klavier und Deutsch. Durch ' einen Verwandten lernte er Hofrat Baron Leopold Neu- mann, Professor des Völkerrechts an der Universität, kennen, einen in gleicher Weise hervorragenden Mann als Mensch, Gelehrter und Kunst- freund. Derselbe schloß M. bald ins Herz und wurde nicht müde, die Bestrebungen des jungen Mannes zu fördern. Durch Neumanns Ver- mittlung erhielt M. das Freiherr v. Silbersteinsche Stipendium, 700 Gulden jährlich, für die ganze Studienzeit. Dem Vater imponierte die Energie des Sohnes, mit der er sich von ihm unabhängig machte und seinen Willen durchsetzte, derart, daß er ihm nach y4 Jahr ver- zieh und sich mit ihm völlig aussölmte. So konnte M. die gerade fin- den Mediziner, der seine Zeit gewiß nötig braucht, so zeitraubenden Privatstunden bald wieder aufgeben. Als Student war er fleißig, besonders auf dem Präparierboden und im chemischen Laboratorium. Seine Mußestunden füllte er mit Klavier- spiel aus, durch Hören von Konzerten und Theater. So fleißig er vor- mittags auf dem Präparierboden war, ebenso eifrig übte er nachmittags Klavier. Er trat im zweiten Jahre dem akademischen Gesangverein