Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch.

Date:
1907
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Credit: Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch. Source: Wellcome Collection.

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    bei, dem Billroth als Ehrenmitglied angehörte. Dem Trinken war M. durchaus abhold; auch rauchte er in seiner Studentenzeit gar nicht. Als grober Naturfreund durchzog er oft die schöne gebirgige Um- gegend Wiens, bis nach Graz hin. Dem Semmering ist er, solange er lebte, treu geblieben und traf sich besonders gern in den späteren Jahren zwischen Weihnachten und Neujahr mit seinen Freunden dort. Daß es damals auf diesen Studentenausflügen nicht kostspielig herging, läßt sich denken; übernachtet wurde meist bei Bauern, und mehr als einmal kamen die Touristen zurück ohne einen Kreuzer in der Tasche. Durch Klavierstunden lernte M. auch bereits im ersten Semester seine zukünftige Gattin Henriette Pacher kennen, deren jüngere Schwester er unterrichtete. Er war durch gemeinsame Klagenfurter Bekannte in die Familie eingeführt worden. Die Mutter nahm ihn warm im Hause auf; sie hatte vor Jahren einen gleichaltrigen Sohn verloren. Bald spielte M. auch mit der älteren Schwester vierhändig und sie traten einander allmählich und unbewußt näher. Ein frischer, heiterer Bursch war er damals; schlank und körperlich sehr geschickt. Ein rötlicher Flaum sproßte ihm an Kinn und Wangen, sein reiches blondes Haar war leicht gelockt; aus großen blauen Augen blickte er träumerisch und doch scharf und aufmerksam in die Welt. Begeistert war er für alles Schöne und Gute in Kunst und Natur. Außer für Musik und Poesie interessierte er sich hauptsächlich für Philosophie und Naturwissenschaften und wirkte auf seine Umgebung anregend. Ein lehrhafter Zug ist ihm schon in der Jugend eigen gewesen. Er erklärte gern und übertrug das Selbstgelernte sofort auf andere; da- durch machte er es sich doppelt zu eigen. Januar 1871 erkrankte er an einem schweren Typhus und lag deshalb b Wochen in der Studentenabteilung des allgemeinen Krankenhauses. Seine Familie erfuhr davon erst, als er genesen war. 1872 machte der V ater mit den älteren Söhnen eine große zweimonatliche Reise durch Ruß- land; Riga, Moskau, Nisclmy-Nowgorod, Kasan, Odessa u. s. w. wurden besucht. Die Phantasie wurde dadurch mächtig angeregt und besonders in Johann der Grund zu seiner Reiselust und dem regen Interesse für fremde, besonders morgenländische Völker und Sitten gelegt, die ihm sein Leben lang eigen blieb. 1873 trat M. als einjähriger Arzt ein — der Mediziner diente damals in Oesterreich nicht mit der Waffe. Er wurde danach Oberarzt der Reserve und gehörte später der Landwehr an, bis er in den preußischen Untertanenverband übertrat. Auch in den klinischen Semestern war er im allgemeinen fleißig. Doch erzählte er später öfters, wie sich die Hörer langweilten, selbst wenn Billroth, den sie sonst vergötterten, in der Klinik operierte; oft ging auch er dann fort. Die Wiener medizinische Fakultät befand sich damals in der sogenannten zweiten Blüte. Hyrtl und nament- lich Brücke fesselten ihn vor dem Physikum; danach der Pathologe