Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch.

Date:
1907
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Credit: Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch. Source: Wellcome Collection.

    199/1160 (page 185)
    Daß ich mich bei der bestimmten Annahme einer reinen Toxinämie, wie sie die Beobachtung des Krankheitsbildes aufdrängen mußte, nicht zu weiterem Vorgehen als zur Entfernung des mutmaßlichen Herdes dieser Toxinproduktion, also nicht zur Ausschaltung des Bulbus und der V. jugularis, entschloß, wird leicht verständlich sein. Ich gebe aber zu, daß bei der relativen Unsicherheit einer so heiklen Diagnose nie- mandem verdacht werden kann, wenn er in analogen Fällen zur Vor- sicht die Jugularisunterbindung und jedenfalls die breite Eröffnung des gesamten thrombosierten Venenabschnittes vorzieht. Immerhin zeigt der Verlauf des Falles, daß es bei geeigneter Sachlage wohl möglich ist, diese Eingriffe ohne Schaden zu unterlassen, und daß die klinischen Argumentationen, auf welche ich mich glaube stützen zu dürfen, auch nicht haltlos waren. Ueber eine Reihe von weiteren Fällen möchte ich etwas kürzer berichten, weil sie nicht oder nur wenig von dem klassischen Bilde der pyämischen Verlaufsform der otogenen Allgemeininfektion abweichen, immerhin aber vielleicht für statistische Zwecke eine Wiedergabe ver- dienen. Der erste Fall davon verlief trotz schwerer Allgemeinerscheinungen nach ausgiebiger Ausschaltung der Herde sehr glatt. Fall IV. Kr., Otto, 26 J., Maschinenführer aus Altrig. Akute Otitis media, Bulbusphlebitis und -periphlebitis, Lungen- infarkte? Ikterus. Eröffnung des Sinus, des Bulbus und der V. jugularis. Heilung. Pat. hatte seit 3 Wochen Schmerzen im linken Ohr, seit 14 Tagen im 1. Warzenfortsatz, seit einem Tage Schwellung in der Gegend des letzteren. 17. April 1905. L. Vorwölbung der hinteren oberen Gehörgangswand, keine Eiterung. Trommelfell völlig mit Schuppen bedeckt, nichts Näheres erkennbar. Temperatur 37,6, bei 78 Pulsen. Leichte Schwellung der Weichteile auf dem Warzenfortsatz. Alsbald Operation: Eröffnung des Warzenfortsatzes und des Antrum mastoi- deum, in letzterem nichts Besonderes, die Cellulae mastoideae dagegen durchweg mit Eiter gefüllt, Schleimhaut stark verdickt. In den nächsten Tagen zwischen 36,9 und 37,9 schwankende Tempe- raturen, Puls zwischen 66 und 80. Deutlicher Ikterus an den Konjunk- tiven. 20. April. Abends Schüttelfrost mit Anstieg auf 40,4, bei 98—120 Pulsen. Halsschmerzen und Schlingbeschwerden, ohne daß im Pharynx oder Larynx etwas Abnormes sichtbar wäre. An der Wunde nichts Aulfälliges, Ge- hörgang frei von Sekret geblieben. Paracentese. Am tolgenden läge Ikterus sehr deutlich, kein abnormer Befund an den inneren Organen, außer erheblicher Unreinheit des I. Mitraltones und klappendem II. Aoi tenton. Jugularisgegend nicht druckempfindlich. Kein Zeichen anderer Erkrankung. Zunge fuliginös belegt. Noch in der Nacht vom 22. aut 23. Apiil mehiere Schüttelfröste, dabei Husten und Auswurf mit zunächst spärlichen blutigen