Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch.

Date:
1907
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Credit: Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch. Source: Wellcome Collection.

    201/1160 (page 187)
    20. April. Starke Druckempfindlichkeit des r. Warzenfortsatzes, sowie der Fossa retromaxillaris. Am r. Trommelfell starke Vorwölbung und Rötung hinten oben, Paracentese, durch die Eiter entleert wird. Temperatur zwischen 37,3 und 38,3, Schmerzen im Ohr und Schwindel lassen nach der Paracentese nach, Stirnkopfschmerzen bestehen weiter. 22. April. Schmerzen beim Schlucken auf der r. Halsseite, ohne daß etwas Abnormes im Pharynx und Larynx nachweisbar wäre, Druckempfind- lichkeit im Verlauf der V. jugularis. Starkes Ohrensausen rechts besteht fort, sonst nichts Abnormes nachweisbar. Im Ui'in nichts Sicheres zu ermitteln, da gerade Menses eingetreten. Temperatur abends 40,3, bei 124 Pulsen. 23. April. Morgens Temperatur 40,0. Sonst Status idem. Deshalb Eröffnung des Warzenfortsatzes: oberflächliche Zellen groß, Schleimhaut verdickt, kein Eiter; die nächsten Zellen normal. Nur eine Zelle, die der Knochenwand der Fossa sigmoidea direkt anliegt, ist mit Eiter gefüllt; diese Knochenwand selbst ist auffallend blaß, Verdacht auf Nekrose. Sinus an zwei Stellen in Erbsengroße vorsichtig freigelegt, zeigt normale Wandbeschaffenheit. Knochenpartien zwischen der erwähnten eiter- haltigen Zelle und der hinteren Gehörgangswand stark injiziert, dicht am Antrum noch eine Zelle mit verdickter Schleimhaut, Antrum selbst ent- hält nur ganz wenig eitriges Sekret. 25. April. Stirnkopfschmerzen und Schmerzen in der Jugularisgegend bestehen weiter, Zunge ist stark belegt, trocken, Milz nicht vergrößert, sonst nichts Besonderes nachweisbar, speziell keine Milzvergrößerung. Temperatur schwankt zwischen 36,8 und 40,5 in steilen Sprüngen, Puls zwischen 104 und 128. Druckempfindlichkeit breitet sich längs der Jugularis weiter aus. Deshalb Operation. Freilegung des Sinus sigmoideus, dessen Wand normal erscheint, und des Bulbus (wie von Voss beschrieben), dabei zuckt einmal der Facialis. Im Bulbus dunkelbraunroter Thrombus, der sich im Sinus nach rückwärts bis zum Sinusknie verfolgen läßt, ohne daß sein Ende er- reicht wäre, oder eine Blutung aufträte. Freilegung der V. jugularis, er- schwert durch stark geschwollene Drüsen, Unterbindung unterhalb der Einmündung der V. facialis, nach Ligatur der letzteren. In der Jugularis flüssiges Blut, aber keine wesentliche Blutung von oben. Schlitzung des kranialen Endes der Vene von der Unterbindungsstelle an, Tamponade des Lumens mit einem Gazestreifen. 28. April. Temperaturen schwanken noch immer in steilen Kurven, haben aber seit gestern 39,0 nicht überschritten, Pat. war namentlich Nachts noch sehr unruhig, phantasierte viel. Während vom Bulbus her nichts von Eiter nachsickert, kommt aus dem Sinus transversus dünn- flüssiger Eiter nachgequollen, Jodoformglyzerininjektion in den hinteren Sinusteil. Wunde am Halse reaktionslos. 29. April. Ruhige Nacht; Temperatur morgens 38,1, abends 38,8. Im Urin noch Spur von Albumen. Beide Sinusenden entleeren keinen Eiter mehr, in den Sinus transversus dringt die Sonde weniger weit ein als gestern. An der cerebellaren Sinuswand, soweit sie freigelegt ist, ein schmieriger Belag, im übrigen Warzenfortsatz- und Halswunde rein. Im weiteren Verlauf sinkt die Temperatur allmählich unter immer geringeren Abendsteigerungen zur Norm, die beiden Wunden verkleinern sich durch reichliche Granulationsbildung immer mehr. Aus dem Antrum mastoideum noch ziemlich lange Eiterung, die aber unter Behandlung mit Katheterismus auch allmählich schwindet. Am 2. Aug. mit völlig geheilten Wunden, geheiltem Trommelfell und gutem Gehör entlassen.