Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch.

Date:
1907
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Credit: Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch. Source: Wellcome Collection.

    202/1160 (page 188)
    Auffallend ist bei dieser Krankengeschichte die ungeheuer rasche Entwickelung der Sinusphlebitis; bereits 3 Tage nach der ganz akut entstandenen Otitis media die ersten Symptome, die auf Jugulariser- krankung hindeuten, weitere 3 Tage später Sinus mit Bulbus bereits weithin thrombosiert! Die einzige wesentliche Differenz gegenüber dem Fall IV besteht bei dieser Patientin darin, daß hier viel stärkere Intoxikationserschei- nungen Vorlagen, und daran war vielleicht der Umstand schuld, daß der hinterste Teil des Thrombus im Sinus transversus nicht ganz voll- ständig freigelegt war, und von da aus noch Toxinverschleppungen statt- fanden, während deren Verschleppung vom Bulbus und der V. jugularis ausgeschlossen war. Diese Ausbreitung der Thrombose nach hinten hin scheint mir im allgemeinen noch nicht ganz in ihrer vollen Bedeutung gewürdigt zu sein, so daß deshalb die nachfolgenden Beobachtungen von Interesse sein dürften. Fall VI. B., Otto, 8 J., Schlosserkind aus Neckarau. Echtes Cholesteatom, bis zum Sinus reichend. Thrombophlebitis des Sinus. Freilegung und Eröffnung des Sinus und der V. jugularis, Heilung. Seit dem ersten Lebensjahr intermittierende Ohreiterung rechts, jetzt seit 4 Wochen bestehend. Extraktion eines großen Ohrpolypen, danach remittierende Schmerzen im Ohr. Vor 8 Tagen Frost, seit 4 Tagen heftige Schmerzen hinter dem Ohr, und seit gestern Schwellung daselbst. 21. Aug. Schwächliches, schwerkrankes Kind, ohne cerebrale Störungen. Hinter dem r. Ohr walnußgroßer Abszeß, sehr schmerzhaft. Gegend der V. jugularis stark s'chmerzhaft auf Druck. Reichliche sehr fötide Eiterung, Gehörgang spaltförmig verengert, in der Tiefe nichts sichtbar. Temperatur 40,2, bei 124 Pulsen. Alsbald Operation. Nach Entleerung des mit stinkendem Eiter gefüllten Abszesses Durchbruch in der Höhe der Gehörgangswand, Frei- legung eines haselnußgroßen festen Cholesteatoms, nach dessen stumpfer Ausschälung das Antrum mast, freiliegt, es erfüllt den ganzen Warzenfort- satz, der Sinus ist hinten in geringer Ausdehnung freigelegt, seine Wand mit Granulationen bedeckt, schmierig verfärbt. Von Knöchelchen nur der Hammer gefunden; Totaleröffnung der Mittelohrräume bereits durch das Cholesteatom beinahe vollständig erfolgt. Breite Freilegung des Sinns, medialwärts bis an den Bulbus heran, nach hinten bis auf die halbe Ent- fernung vom Knie bis zur Prot, occip. ext. Nach Exzision der vorderen Sinuswand in dieser Ausdehnung der mißfarbig aussehende Thrombus ent- fernt, dabei von hinten starke, vom Bulbus her geringe Blutung. Frei- legung und Schlitzung der V. jugularis von unterhalb der V. facialis bis dicht an die Schädelbasis. Injektion von Jodoformglyzerin in den Bulbus. 26. Aug. Nach der Operation hat sich eine Facialislähmung ausge- bildet. Bisher fieberfrei, Wohlbefinden. Heute Temperatur morgens 39,5, abends 39,8, dazwischen Abfall auf 37,6; kein Schüttelfrost. 27. Aug. Schüttelfrost, Temperaturanstieg auf 40,8 abends. In Narkose