Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch.

Date:
1907
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Credit: Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch. Source: Wellcome Collection.

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    indes nicht publiziert; offizielle Berichte waren ferner durch das Stipen- dium vor geschrieben. Er brachte von der Reise reiche Früchte und Anregungen mit. Das Wichtigste war, daß daraufhin die Antisepsis auf der BiLLROTHSchen Klinik energisch durchgeführt wurde, eine Auf- gabe, die naturgemäß M. in erster Linie zufiel; hierdurch wurde der Grund gelegt für seine späteren Bestrebungen, die Wundbehandlung zu verbessern. Die damalige intensive Beschäftigung mit den Fragen der Antisepsis hatte auch zur Folge, daß M. sein Leben lang die Aseptik besser beherrschte als die Mehrzahl seiner Altersgenossen, die ja ebenso wie er zunächst ohne Antisepsis aufgewachsen waren, und daß er auch später stets besonders hohe Anforderungen darin stellte. Die Erfah- rungen dieser Reise waren es auch, die M. bewogen, als er selbst Schüler heranzog, diese auf Reisen zu schicken. Im Februar 1880 habilitierte er sich als Privatdozent für Chirurgie. Er las, während er der Klinik angehörte: Ueber Knochen- und Gelenkerkrankungen. — Chirurgische Propädeutik. — Chirurgische Operationslehre mit Uebungen an der Leiche. — Ueber atypische und seltenere typische Operationen mit praktischen Uebungen an der Leiche. — Verbandlehre mit Einschluß der Lehre von den Frakturen und Luxa- tionen und der Orthopädie. Am 21. Dezember 1880 führte M. seine langjährige Verlobte heim. Sie, ihm geistig ebenbürtig, war ihm während der langen Jahre des Brautstandes eine treue Mitarbeiterin bei seinen wissenschaftlichen Ar- beiten gewesen: sie stenographierte, schrieb; sie half stilistisch nach und sah die Korrekturbogen mit durch. Infolge Verwendung Billroths beim Ministerium wurde ausnahmsweise bewilligt, daß er noch bis 1. Oktober 1881 Assistent bleiben durfte; verheiratete Assistenten gab es nämlich in Oesterreich nicht. Alsdann trat er — schweren Herzens — aus der Klinik aus und in die allgemeine Poliklinik (Privatinstitut) ein; er leitete deren chirurgische Abteilung und trieb im übrigen Praxis. Er las „Ueber chirurgische Diagnostik und kleine Chirurgie“. Seine Vorlesungen waren stets ausgezeichnet besucht, besonders von Aus- ländern; in der poliklinischen Vorlesung hatte er, obwohl er nicht mehr Mitglied der Klinik war, 83 Hörer. Gern hätte er wenigstens einen Arbeitsplatz im Laboratorium der Klinik behalten, aber, wie das so geht, mit dem Austritt aus der Klinik war auch bald der Zusammenhang verloren. Namentlich wegen der ösophagoskopischen Studien, welche er damals mit Nachdruck betrieb, wäre ihm ein Konnex mit der Klinik außerordentlich wertvoll gewesen. Er hatte die größten Schwierigkeiten, überhaupt nur einen Raum und eine Gelegenheit zum Oesophagoskopieren zu haben; seine Bemühungen, zu dem Zwecke von Magenuntersuchungen ein Zimmer in der internen Klink zugewiesen zu erhalten, scheiterten ebenfalls. Ein ständiges Medium hatte er in einer alten Frau, die sich für Geld dazu hergab, sie hieß allgemein der „Versuchsschimmel“.