Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch.

Date:
1907
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Credit: Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch. Source: Wellcome Collection.

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    letzung im Vergleich zu der Größe des Organs eine weit unbedeutendere sein würde. Sobald ein kleiner Teil der Tunica fibrosa von der Nieren- oberfläche abgehoben war, konnte man beobachten, wie das freiliegende Nierengewebe sich nach außen hin hervordrängte. Daraus hätte man eigentlich entnehmen müssen, da es sich hier um normale Nieren handelte, daß auch physiologisch die Tunica fibrosa das Nierengewebe komprimierend umgibt. Diese Folgerung wäre jedoch nicht einwands- frei; denn hier handelt es sich wohl um gesunde Nieren, aber offenbar um Nieren im Zustande von Stauung; durch das Empordrängen der Niere werden die Gefäße gezerrt und die Venen stärker komprimiert, als die starkwandigen Arterien; dadurch wird in der Niere eine Stauung erzeugt. Diese zeigte sich auch in einer etwas dunkleren Färbung, welche die Niere nach dem Hervordrängen angenommen hatte. Aus dieser einfachen Beobachtung heraus dürfte hingegen die Dekapsulation der Niere bei akuter entzündlicher Schwellung des Paren- chyms und den dadurch bedingten Störungen, wie Koliken und selbst Anurie eine rationelle sein. Claude und Balthazard u. a. vertreten diese Ansicht. Verwiesen sei auf einen Fall, den J. Israel in der freien Vereinigung der Chirurgen in Berlin vorstellte. Bei diesem Patienten, dem die eine tuberkulöse Niere exstirpiert war, war die andere Niere infolge eines aufsteigenden Entzündungsprozesses derartig außer Funktion ge- setzt, daß vollkommene Anurie eingetreten war. Israel spaltete die Niere, die von miliaren Abszessen durchsetzt war, und der Patient er- holte sich vollkommen. Ob man in einem solchen Falle mit einer ein- fachen Dekapsulation auskommen würde, läßt sich schlechthin nicht behaupten, immerhin wäre eine Dekapsulation in diesem Falle eine wenigstens rationell begründete Operation. Ein ähnliches Ziel verfolgte auch Rovsing *) bei der mit Nephrolysis bezeichneten Operation. Hier- bei handelte es sich auch um chronische, partielle oder totale Ein- klemmung der Niere, hervorgerufen durch Schwellung des Parenchyms, durch ein Hämatom oder eine Cyste in der Niere oder umgekehrt in- folge von Kompression des Nierenparenchyms durch die fibrös ge- schrumpfte Tunica propria und Fettkapsel. Diese Zustände kommen am häufigsten bei infektiösen Nephritiden, bei Nephrolithiasis, bei der von Rovsing beschriebenen aseptischen, uratischen, interstitiellen Nephritis vor, die gewöhnlich Schmerzen erzeugen, selten aber gleich- zeitig Hämaturie herbeiführen. Zieht man nun die Kapsel ganz ab, so treten an der Nierenober- fläche kleine bis stecknadelkopfgroße Hämorrhagien hervor. Diese Blutungen können von der Zerreißung von kleinen Gefäßen infolge der Dekapsulation herrühren, sie können aber auch durch Berstung der 1) Thorkild Rovsing, Zur Behandlung des chronischen Morbus Brightii durch Nephrolysis und Nephrokapsektomie. Centralblatt f. Chir., 1904, 30. April, No. 17. 16*