Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch.

Date:
1907
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Credit: Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch. Source: Wellcome Collection.

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    mit anderen Interessen als den der Krankenpflege in ein Krankenhaus bringen. Als Ideal schwebten ihm die englischen und amerikanischen Schwestern (nurses) vor. Der eigentliche Krankenpflegeberuf sollte dem weiblichen Geschlecht der gebildeten Stände Vorbehalten bleiben, diesem aber auch als voller Lebenszweck dienen; ungebildetes Personal ist beim besten V illen nicht im stände, höheren Anforderungen zu genügen. Er wollte aber auch Schwestern haben, die wirklich in ihrem Berufe aufgehen, denselben nicht als Uebergang, als Zeitvertreib, Sport oder als Weg zur Verheiratung auffassen, wie das gelegentlich geschieht. Vorzügliche Schulbildung als Vorbedingung, dann Schwesternschulen, ausreichende Bezahlung und die Möglichkeit, sich gesellschaftlich auf der Höhe zu halten, waren die Forderungen, die M. in dieser Beziehung stellte. Die Schwestern sollten nach der Ausbildung eine gewisse Probezeit abdienen, nach welcher sie ein staatliches Diplom erhalten. Es bleibt ihnen dann frei, ob sie in dem Schwesternverbande, welcher mit dem betreffenden großen Krankenhause mittelbar verbunden ist, bleiben. Sie wohnen im besonderen Schwesternhaus, halten sich während ihres Dienstes, der im Maximum auf 8 Stunden begrenzt ist, auf der Krankenabteilung, welche ein Schwesterndienstzimmer besitzt, auf. Im übrigen sind sie Herr ihrer dienstfreien Zeit, gehen ohne Tracht aus. Daß M. die allerstrengsten sittlichen Anforderungen stellte, brauche ich nicht erst zu bemerken. Außer den Schwestern befindet sich auf jeder Station Personal nur für die grobe Arbeit, wie Scheuern, Fenster- reinigen; auf jeder Männerstation ein Wärter. Ein solcher Schwesternbetrieb erfordert natürlich erhebliche Geld- ausgaben, M. hoffte aber für die gesamten Breslauer Kliniken seine Absichten im Laufe der Jahre durchzusetzen, war er doch bisher bei allen seinen Plänen auf das größte Entgegenkommen bei den Vorge- setzten Behörden, dem Kuratorium und dem Ministerium, gestoßen. Und das muß man sagen, was er mit aller Intensität durchzusetzen sich bemühte, das hatte Hand und Fuß. Weitere Pläne galten der Abänderung des medizinischen Studiums und der Examensordnung, der Fortbildung der Aerzte. M. hat umfang- reiche Vorarbeiten auf diesen Gebieten hinterlassen, welche vielleicht noch einmal zur Mitteilung gelangen werden. Von seinem lebhaften Interesse für alle Fragen des medizinischen und speziell des chirurgi- schen Unterrichts legen mehrere Publikationen Zeugnis ab. M. wollte nicht nur Chirurg, er wollte auch ein guter Arzt sein. Er betrachtete nie den Kranken nur auf sein chirurgisches Leiden hin, geschweige denn als Operationsobjekt, sondern stets den ganzen Menschen und verlangte das natürlich auch von seinen Schülern. Wenn er auch stets den Standpunkt vertrat, daß die Klinik in erster Linie für den klinischen Unterricht bestimmt sei, so achtete er doch streng darauf, daß die Kranken darunter nicht Schaden litten.