Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch.

Date:
1907
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Credit: Gedenkband für J. von Mikulicz / redigiert von W. Kausch. Source: Wellcome Collection.

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    sehr angesehen, aber nicht gleichmäßig beliebt war. Und auch was das Ansehen betritft, so war dies, wenigstens in Deutschland, nicht das- jenige, welches seiner Bedeutung entsprach. Ein äußeres Zeichen hier- für ist bereits der Umstand, daß er niemals Vorsitzender der deutschen Gesellschaft für Chirurgie gewesen ist. M. hätte sich dies zweifellos außerordentlich gern gewünscht, und wer objektiv ist, muß zugeben, daß er dies schon längst verdient hätte. Ich kann auf die Gründe, warum er dies nicht geworden ist, hier nicht ein gehen. Er selbst hatte sich mit der Tatsache, die er sehr lebhaft und als Zurücksetzung empfand, abgefunden und ließ deswegen nicht in seinem Eifer, sich an den Kon- gressen zu beteiligen, nach. Er tröstete sich damit, daß sein Lehrer Billroth auch nie Vorsitzender gewesen war. Ohne Zweifel war M. im Auslande angesehener als im Inlande. Ich habe es öfters erlebt, als ich seinerzeit eine längere Studienreise machte, daß man, namentlich in Frankreich, mit Breslau nichts rechtes anzufangen wußte; wenn ich dann aber hinzufügte, ich käme von der MiKULiczschen Klinik, wußte man sogleich Bescheid. M. gehört jeden- falls zu den Chirurgen, auf denen das Ansehen der heutigen deutschen Chirurgie im Auslande mit in erster Linie beruht. Ich will absichtlich auf die Gründe für die Unbeliebtheit und Unter- schätzung M.s näher eingehen, weil ich dies für die Beurteilung seiner Persönlichkeit für durchaus notwendig halte. Eine Beschreibung wie die vorliegende soll doch überhaupt nicht nur Lobendes bringen, sondern soll objektiv sein. Mancher Deutsche, speziell der Norddeutsche, stieß sich an seinem lebhaften Temperament, an seiner südlichen Wärme und Lebhaftigkeit. Den meisten fehlte wohl das richtige Verständnis für sein im Grunde schlichtes und naives Wesen, das ihn so lange jugendlich erhielt und den Hauptreiz seiner Persönlichkeit ausmachte. Auch die Tatsache, daß er von Geburt Ausländer war, mag manchem unsympathisch gewesen sein. Ich habe bereits im Anfänge die Nationalität M.s besprochen; die Familie ist freilich slavischer Abstammung. Von mütterlicher Seite her aber war M. völlig Deutscher, Deutsch war auch seine Erziehung, sein Denken und Fühlen. Nach Deutschland zog es ihn von früher Jugend an mit aller Kraft. Später fühlte er sich in jeder Beziehung als Preuße und äußerte mehr als einmal, daß er froh sei, all dem Nationalitäten hader seiner alten Heimat, die er darum doch liebte und um deren Zukunft ihn zuweilen bangte, nunmehr ferner zu stehen; namentlich auch seiner Kinder wegen. Er förderte überall die deutschen Interessen und ver- hielt sich durchaus ablehnend, wenn eine andere Nation ihn als einen der ihrigen in Anspruch nehmen wollte. Gewiß, er sprach geläufig polnisch, wurde auch viel von der polnischen Bevölkerung diesseits und jenseits der Grenze konsultiert und sprach alsdann auch in der Sprache